Bernarda Albas Haus

Von Federico García Lorca

Übersetzt von Karina Gómez-Montero

10 D

Bernarda Alba ist eine starke Frau, die die Tradition der achtjährigen Trauerzeit für den verstorbenen Mann nutzt, um das Regiment über ihre Töchter - allesamt im Erwachsenenalter - zu verschärfen. Dass die jungen Frauen sich nach Freiheit und Leben sehnen, spielt für sie keine Rolle, stattdessen stehen Ehre, Anstand und der Ruf ihres Hauses für Bernarda, die typisch männliche Verhaltensweisen übernommen hat, an erster Stelle. Ihr Haus wird zum Gefängnis, zum Symbol der unterdrückten Leidenschaften und Objekt der Begierde wird Pepe el Romano, ein junger, lebenslustiger Mann aus dem Dorf. Die Älteste, Angustias, soll ihn zum Ehemann bekommen, die Jüngste, Adela, verliebt sich in ihn. Während Bernarda die Augen vor der Gefühlswelt ihrer Töchter verschließt, sehen einzig die beiden Dienstmädchen und Bernardas verrückte Mutter der Wahrheit ins Gesicht und damit das Unglück aufziehen.
Federico García Lorca beschreibt in seinem 1936 fertig gestellten Stück den unüberwindbaren Antagonismus zwischen Moral, Ehre und Disziplin auf der einen Seite und Lebenslust, Emotionalität und Freiheit auf der anderen. Bernarda Albas Haus steht stellvertretend für eine Gesellschaft, in der jeglicher Individualismus und Freiheitsliebe restriktiv unterdrückt wird. Karina Goméz-Monteros gibt in ihrer am Theater Kiel erstaufgeführten Übersetzung die Dialoge in ihrer Direktheit und Knappheit wieder. Eine gelunge, dichte Neufassung des spanischen Klassikers!