August Hinrichs

Oldenburger Heimatdichter, bedeutender Repräsentant der niederdeutschen Sprache im 20. Jahrhundert und Autor dreier bis heute deutschlandweit bekannter Bauern-/ Volkskomödien. In seinen Werken geht es meist um die oldenburgische Heimat und um den Existenzkampf der dort lebenden, meist ländlichen Bevölkerung. Dabei lässt er Erfahrungen aus seinem persönlichen Leben aber auch in seiner Umwelt geschehene Ereignisse in seine Bühnenstücke und Erzählungen einfließen.
August Hinrichs wird am 18. April 1879 als Sohn eines Tischlermeisters in Oldenburg geboren. Nach der Schulzeit erlernt er bei seinem Vater das Tischlerhandwerk, als Geselle durchwandert er das südliche Mitteleuropa und kehrt 1900 nach Oldenburg zurück. Nach Ableistung seines Wehrdienstes erlangt August Hinrichs 1905 den Meisterbrief und heiratet am 4. Mai 1906 Helene Hanken. Nach Eröffnung einer eigenen Tischlerei in Oldenburg erfolgen in den ersten beiden Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts die ersten literarischen Versuche: Gedichte und Prosa in eigener Veröffentlichung, die einen bescheidenen Nebenverdienst brachten. Ein erster Erfolg gelingt dem jungen Autor 1909 mit dem Schauspiel „Kinder der Sehnsucht“ und zwei Jahre später mit dem Drama „Frithjof“ welche am Oldenburger Hoftheater uraufgeführt werden. 1913 erfolgt die erste Aufführung eines niederdeutschen Stückes „De Aukschon“ in Bad Zwischenahn. 1914 wird er zum Militär einberufen und an der Westfront in Frankreich und Belgien als Unteroffizier eingesetzt. Seine Kriegserlebnisse verarbeitet er literarisch in seinem späteren Buch „An der breiten Straße nach West“. Die folgenden zwei Jahrzehnte sind der erfolgreichste Lebensabschnitt für den Autor. Schwere Jahre in der Tischlerei nach dem ersten Weltkrieg prägen seine Denkweise.
Es erscheinen 1920 „Das Licht der Heimat“, 1924 „De Hartjes“ und 1929 „Das Volk am Meer“. Diese Romane, die trotz der Ansiedlung im norddeutschen Raum in ganz Deutschland und übersetzt im angrenzenden Ausland publiziert werden, werden so erfolgreich, dass sich August Hinrichs die Aufgabe seiner Tischlerei leisten kann. Hat er sich in den zwanziger Jahren hauptsächlich seinen Romanen gewidmet, verhelfen ihm drei Komödien zu endgültigem Durchbruch und Anerkennung: 1930 wird die auf wahren Ereignissen basierende „Swienskummedie“ uraufgeführt, die später unter dem Titel Krach um Jolanthe in ganz Deutschland einen hohen Bekanntheitsgrad erlangt. Drei Jahre später erfolgt die Uraufführung der ebenfalls erfolgreichen Komödie „Wenn de Hahn kreiht“ („Wenn der Hahn kräht“) und 1938 „För de Katt“.
Der sich durch diese Komödien einstellende Höhepunkt des Erfolges fällt in die Zeit des Dritten Reichs, in der August Hinrichs eine umstrittene Rolle einnimmt. Zum einen passten die von August Hinrichs behandelten Themen wie Heimatbewusstsein und Bauerntum in die Ideologie der Nationalsozialisten, zum anderen übernimmt er 1935 das Amt des Landesleiters der Reichsschrifttumskammer im Gau Weser-Ems. Allerdings wird beim Entnazifizierungsverfahren 1949 festgestellt, Hinrichs habe sein Amt nicht politisch ausgeführt und Gegnern des Regimes geholfen.
1944 wird er Ehrenbürger der Stadt Oldenburg. Auch nach dem II. Weltkrieg erinnert man sich seiner Verdienste, wenn er auch bis auf den mit autobiographischen Elementen durchsetzten Roman „Die krumme Straße“ keine an den Erfolg der dreissiger Jahre keine heranreichenden Werke erschafft. Sein 75. Geburtstag 1954 wird mit einem Festakt begangen. Er erhält das Bundesverdienstkreuz.
Am 20. Juli 1956 stirbt August Hinrichs in Huntlosen, Landkreis Oldenburg.