Neue Stücke

Die lachenden Mädchen

Die lachenden Mädchen

Die kleine Ortschaft Schlehen in den 80er Jahren. Ein Netz aus Kammern und Gängen durchzieht die Erde, ein Labyrinth aus Stollen, in denen einst Eisenerz abgebaut wurde. Oder ist das eine Hundehöhle? Ein Ro(h)rschachtest? Der Hirnscan einer kranken Frau? Seen aus Schwefel, in denen Tiere ohne Augen leben, mit durchsichtiger Haut; ein Geflecht aus Adern, das sich weit über Schlehen hinaus erstreckt und an manchen Stellen an der Oberfläche hervorbricht? Irgendetwas riecht jedenfalls seltsam in dem Abbruchhaus, das früher ein Heim für schwererziehbare Mädchen war und das die Jugendlichen Renata, Isabel und Monika zu ihrer neuen Wohnstatt erklärt haben. Die drei sind auf der Flucht vor der Traumatisierung, der sie in ihren Elternhäusern kontinuierlich ausgesetzt sind, durch religiöse Zwänge, Missbrauch, fehlende Bindung oder einfach nur die Unfähigkeit der Eltern, ihre Kinder zu verstehen. Aber ein Entkommen gibt es nicht in einem Ort, in dem man sich erstaunlich wenig dafür interessiert, dass alle paar Jahre ein Kind verschwindet. DIE LACHENDEN MÄDCHEN ist ein Text, der mit den Archetypen und Symboliken des Horror-Genres arbeitet – aber auch mit dessen Themen: Mythos, Trauma, Erwachsenwerden, Ohnmacht und einer Gemeinschaft, die ihre Jüngsten vergisst, ihre Täter schützt und bei der sich nicht mehr sagen lässt, ob das Böse Teil von ihr oder sie selbst Teil des Bösen ist.


Die Vergessenden

Die Vergessenden

Schauspiel

Irgendwo gibt es ein Dorf für Demenzkranke und irgendwie gibt es dort Bewohner:innen und Pfleger:innen. Erstere sind irgendwann dort gelandet und wissen oft selbst nicht, was eigentlich vor sich geht. Die Pfleger:innen sind indes überfordert ob der Arbeitslast, so dass kurzerhand eine Bewohnerin eingestellt und ein Robben-Roboter als Streichelobjekt angeschafft wird. Gemeinsam gehen sie die kreisförmigen Wege des Dorfs und die Schlaglöcher der Demenz entlang. Leben, arbeiten, streiten und schwelgen in Erinnerungen. Denn das ist manchmal das Einzige, was ihnen bleibt. Und dann sind da noch die Runzeln, die einem von der Stirn herab die Meinung sagen … aber hallo. Ariana Emminghaus ist mit DIE VERGESSENDEN ein immersiver Text gelungen, der einfühlsam, humorvoll und poetisch eine Annäherung an das Thema Demenz und Pflege schafft, ohne zu urteilen.


Mutter ist nicht mein Wort

Mutter ist nicht mein Wort

Schauspiel

Wenn sie keine Mutter sein will, wer ist sie dann? Plötzlich taucht die Mutter des Kindes mitten in der Nacht in dem Wohnzimmer auf, in dem sie nicht mehr lebt. Der Vater des Kindes sitzt in seinem Sessel und lässt sich von ihrem plötzlichen Auftauchen nicht weiter aus der Ruhe bringen. Aber die Mutter sucht nach Antworten. Die Mutter muss Antworten haben. Warum ist sie nicht dort, zusammen mit dem Vater, warum lebt sie nicht dort mit ihnen, zusammen mit ihrem Kind? Was ist eigentlich passiert? Wenn sie keine Mutter sein will, wer ist sie dann? Monica Isakstuen wurde 2023 mit dem norwegischen Ibsen-Preis ausgezeichnet und ist eine der spannendsten und produktivsten Dramatikerinnen der Gegenwart. MUTTER IST NICHT MEIN WORT ist eine explosive Auseinandersetzung, die sich mit einem der letzten Tabus der westlichen Welt befasst: Kann eine Mutter ihr Kind ablehnen?


6.0 Eis. Kunst. Traum

6.0 Eis. Kunst. Traum

Schauspiel

Eine Ikone des Eiskunstlaufes betritt den Ort ihres Erfolgs. In der Rückschau bröckelt jedoch das lang antrainierte Selbstbild, bisher sicher geglaubte Überzeugungen geraten ins Wanken. Die Fragilität und Schönheit des Sports stehen dabei im Kontrast zur knallharten Disziplin und den Machtverhältnissen, die den Alltag der Athletin prägten. Im Dialog mit dem eigenen Schatten beginnt eine Reise in das Innere einer Leistungssportlerin, geprägt von Druck, Pflichtgefühl und dem eisernen Willen, immer wieder aufzustehen sowie der eigenen Identitätssuche in den Umbrüchen der 80er und 90er Jahren. Was kostet es auf lange Sicht, jedes Mal aufs Neue Grenzen zu überschreiten? Was bleibt nach einem Leben für den Sport schließlich übrig, außer ein paar verstaubten Medaillen im Schrank? Ein schonungsloser Text über die Mühlen des Profisports.


Die Influencerin

Die Influencerin

Schauspiel

Eigentlich interessiert sich die einflussreichste Influencerin der Welt überhaupt nicht für Politik. Als aber ihre Katze Samsa vom Präsidenten angefahren wird, entscheidet sie sich, in den Wahlkampf einzusteigen. In feurigen Reden enthüllt sie ihren Followern die Machenschaften und Mechaniken der Politik, schwingt sich auf zur Jean d’Arc der sozialen Medien und triumphiert am Ende bei der Wahl. Zwischendrin findet sie aber immer noch Zeit, mit ihrer Katze kurze Szenen aus Filmklassikern nachzuspielen. Aber: Was ist Schein und was ist Sein bei diesem Spiel? Und was, wenn aus dem Spiel ernst wird? Autor und Regisseur Nicola Bremer hat mit DIE INFLUENCERIN einen intelligenten wie bissigen Kommentar auf die gegenwärtige Politik und Medienlandschaft geschrieben, durchsetzt von Zitaten der Pop-Kultur.


Liv Strömquist denkt an dich

Liv Strömquist denkt an dich

Schauspiel

Eigentlich wollen wir doch alle nur eins: Die perfekte Beziehung. Und stattdessen? Wir verlieben uns in Trugbilder und notorische Bad Boys, gefallen bis zur Selbstaufgabe, nehmen ohne zu geben, geben ohne zu nehmen und liegen nachts wach, gebeutelt von Herzschmerz und einer unbestimmten Sehnsucht. Und damit sind wir nicht allein, wie ein Blick in die Klatschmedien zeigt: Britney und Kevin, Whitney und Bobby, Elvis und Priscilla – perfekt geht anders. Also, was ist das überhaupt, diese perfekte Beziehung, der alle hinterherjagen? Das fragt sich auch Liv Strömquist in ihrer Graphic Novel „I’m every woman“, auf deren Basis Ada Berger das Stück LIV STRÖMQUIST DENKT AN DICH entwickelt hat: Temporeich, skurril, zum Brüllen komisch und immer auf der Suche nach Antworten auf die ganz großen Fragen, stets gemeinsam mit Spieler:innen und Publikum.


Amrum

Amrum

AMRUM basiert auf den Kindheitserinnerungen von Hark Bohm, der auch in dem Film mitspielt und das Drehbuch zum Film mit Fatih Akin geschrieben hat. Frühjahr 1945 auf der Insel Amrum: Seehundjagd, Fischen bei Nacht – der 10-jährige Nanning scheut keine Gefahr oder Mühsal durch Arbeit. In den letzten Kriegstagen unterstützt er seine Mutter bei der Versorgung der Familie. Mit dem ersehnten Frieden kommen aber völlig neue Konflikte und Nanning muss lernen, seinen eigenen Weg zu gehen.


As Kurgspenst vom Huabahof

As Kurgspenst vom Huabahof

Schauspiel Volksstück

Der Huaba-Bauer ist um den Schlaf gebracht. Seit er Witwer ist, bevorzugt er das alte Sofa in der Stube und ächzt und stöhnt vor Sorge die ganze Nacht. Das Geld ist knapp, der Knecht Lelle meistens betrunken und die Magd Vroni hat er schon ausstellen müssen. Einzig die Tochter Anna hält den Hof am Laufen und stützt ihren Vater, so gut sie kann. Auch Hofgeist Xaverl kann bei dem Gejammer nicht schlafen und ihm platzt – soweit das eben bei Geistern geht – der Kragen. Die ewige Woiselei kostet nicht nur die Nachtruhe, sondern bringt auch niemanden weiter. Also muss ein Plan her, damit der Hof wieder auf Vordermann gebracht wird. Und da hilft Xaverl dem lethargischen Huaba so gut er eben kann: Eine Kuroase soll der Hof werden, inklusive Schwimmtümpel, Erlebnispfad und Misthaufen-Anwendung. Schwierig bei der Umsetzung ist nur, dass außer Huaba niemand Xaverl sehen oder hören kann. Der schmierige Bankdirektor höchstpersönlich kommt als erster Gast, um zu prüfen, ob die Unternehmung den Hof vor der Insolvenz bewahrt. Ein Drunter und Drüber also und nicht nur der Huaba braucht starke Nerven.


Der Aufzug

Der Aufzug

Komödie Schauspiel

Die Hypochonderin Astrid ist auf dem Weg zum Arzt, als der Aufzug stecken bleibt. Nun sitzen sie und der ruppig-aggressive HNO-Arzt Fritjof fest und müssen auf den Service-Techniker warten, während der psychologisch geschulte Hausmeister per Gegensprechanlage bei ihnen ist. Um sie abzulenken, lässt er sich von ihren Leben erzählen. Nach und nach fallen die Masken, und schließlich spricht der Hausmeister ein paar verdrängte Wahrheiten aus und lässt die zwei damit allein. Bald darauf bricht Astrid nicht nur aus den Begrenzungen ihres Lebens aus, sondern befreit sich und Fritjof eigenhändig aus dem Aufzug. Mariana Leky zeigt eindrücklich und mit viel zartem Humor, wie man aus Angst vor Veränderung im eigenen Leben stecken bleiben kann.


Je t’aime

Je t’aime

mit Musik Monolog

Als Maler gescheitert, als Chansonnier gefeiert, als Provokateur gefürchtet – Serge Gainsbourg passt in kein Schema, sprengt alle künstlerischen Schubladen und bleibt trotz einer Fülle an Biographien und Dokumentationen über sein Leben und Werk doch noch immer eines: ein großes Rätsel! Als Spitze des Eisbergs eines gewaltigen Œuvres ragt – unverwüstlich – vor allem ein Lied hervor: „Je t’aime … moi non plus“. Komponiert 1967 für die große Liebe Brigitte Bardot, wird es in der Interpretation von Jane Birkin, der 70er-Jahre-Modeikone und späteren Lebensgefährtin Gainsbourgs, zum Welterfolg. JE T’AIME. DAS SPEKTAKULÄRE LEBEN DES SERGE GAINSBOURG spürt dem Genie und Menschen, dem Zweifler und Visionär nach. Aus der Perspektive des zynischen Alter Egos Gainsbarre streift das Stück Stationen der Biographie und jüdischen Identität Gainsbourgs, beleuchtet zentrale Momente seiner Karriere als einer der einflussreichsten Singer-Song-Writer Frankreichs im 20. Jahrhundert und versuchet dem „Mann mit dem Kohlkopf“, bei dessen Tod im März 1991 eine ganze Nation weinte, ein Stück näher zu kommen.