Wenn sie keine Mutter sein will, wer ist sie dann? Plötzlich taucht die Mutter des Kindes mitten in der Nacht in dem Wohnzimmer auf, in dem sie nicht mehr lebt. Der Vater des Kindes sitzt in seinem Sessel und lässt sich von ihrem plötzlichen Auftauchen nicht weiter aus der Ruhe bringen. Aber die Mutter sucht nach Antworten. Die Mutter muss Antworten haben. Warum ist sie nicht dort, zusammen mit dem Vater, warum lebt sie nicht dort mit ihnen, zusammen mit ihrem Kind? Was ist eigentlich passiert? Wenn sie keine Mutter sein will, wer ist sie dann? Monica Isakstuen wurde 2023 mit dem norwegischen Ibsen-Preis ausgezeichnet und ist eine der spannendsten und produktivsten Dramatikerinnen der Gegenwart. MUTTER IST NICHT MEIN WORT ist eine explosive Auseinandersetzung, die sich mit einem der letzten Tabus der westlichen Welt befasst: Kann eine Mutter ihr Kind ablehnen?
Irgendwo gibt es ein Dorf für Demenzkranke und irgendwie gibt es dort Bewohner:innen und Pfleger:innen. Erstere sind irgendwann dort gelandet und wissen oft selbst nicht, was eigentlich vor sich geht. Die Pfleger:innen sind indes überfordert ob der Arbeitslast, so dass kurzerhand eine Bewohnerin eingestellt und ein Robben-Roboter als Streichelobjekt angeschafft wird. Gemeinsam gehen sie die kreisförmigen Wege des Dorfs und die Schlaglöcher der Demenz entlang. Leben, arbeiten, streiten und schwelgen in Erinnerungen. Denn das ist manchmal das Einzige, was ihnen bleibt. Und dann sind da noch die Runzeln, die einem von der Stirn herab die Meinung sagen … aber hallo. Ariana Emminghaus ist mit DIE VERGESSENDEN ein immersiver Text gelungen, der einfühlsam, humorvoll und poetisch eine Annäherung an das Thema Demenz und Pflege schafft, ohne zu urteilen.
Eine Ikone des Eiskunstlaufes betritt den Ort ihres Erfolgs. In der Rückschau bröckelt jedoch das lang antrainierte Selbstbild, bisher sicher geglaubte Überzeugungen geraten ins Wanken. Die Fragilität und Schönheit des Sports stehen dabei im Kontrast zur knallharten Disziplin und den Machtverhältnissen, die den Alltag der Athletin prägten. Im Dialog mit dem eigenen Schatten beginnt eine Reise in das Innere einer Leistungssportlerin, geprägt von Druck, Pflichtgefühl und dem eisernen Willen, immer wieder aufzustehen sowie der eigenen Identitätssuche in den Umbrüchen der 80er und 90er Jahren. Was kostet es auf lange Sicht, jedes Mal aufs Neue Grenzen zu überschreiten? Was bleibt nach einem Leben für den Sport schließlich übrig, außer ein paar verstaubten Medaillen im Schrank? Ein schonungsloser Text über die Mühlen des Profisports.
Eigentlich interessiert sich die einflussreichste Influencerin der Welt überhaupt nicht für Politik. Als aber ihre Katze Samsa vom Präsidenten angefahren wird, entscheidet sie sich, in den Wahlkampf einzusteigen. In feurigen Reden enthüllt sie ihren Followern die Machenschaften und Mechaniken der Politik, schwingt sich auf zur Jean d’Arc der sozialen Medien und triumphiert am Ende bei der Wahl. Zwischendrin findet sie aber immer noch Zeit, mit ihrer Katze kurze Szenen aus Filmklassikern nachzuspielen. Aber: Was ist Schein und was ist Sein bei diesem Spiel? Und was, wenn aus dem Spiel ernst wird? Autor und Regisseur Nicola Bremer hat mit DIE INFLUENCERIN einen intelligenten wie bissigen Kommentar auf die gegenwärtige Politik und Medienlandschaft geschrieben, durchsetzt von Zitaten der Pop-Kultur.
Eigentlich wollen wir doch alle nur eins: Die perfekte Beziehung. Und stattdessen? Wir verlieben uns in Trugbilder und notorische Bad Boys, gefallen bis zur Selbstaufgabe, nehmen ohne zu geben, geben ohne zu nehmen und liegen nachts wach, gebeutelt von Herzschmerz und einer unbestimmten Sehnsucht. Und damit sind wir nicht allein, wie ein Blick in die Klatschmedien zeigt: Britney und Kevin, Whitney und Bobby, Elvis und Priscilla – perfekt geht anders. Also, was ist das überhaupt, diese perfekte Beziehung, der alle hinterherjagen? Das fragt sich auch Liv Strömquist in ihrer Graphic Novel „I’m every woman“, auf deren Basis Ada Berger das Stück LIV STRÖMQUIST DENKT AN DICH entwickelt hat: Temporeich, skurril, zum Brüllen komisch und immer auf der Suche nach Antworten auf die ganz großen Fragen, stets gemeinsam mit Spieler:innen und Publikum.
AMRUM basiert auf den Kindheitserinnerungen von Hark Bohm, der auch in dem Film mitspielt und das Drehbuch zum Film mit Fatih Akin geschrieben hat. Frühjahr 1945 auf der Insel Amrum: Seehundjagd, Fischen bei Nacht – der 10-jährige Nanning scheut keine Gefahr oder Mühsal durch Arbeit. In den letzten Kriegstagen unterstützt er seine Mutter bei der Versorgung der Familie. Mit dem ersehnten Frieden kommen aber völlig neue Konflikte und Nanning muss lernen, seinen eigenen Weg zu gehen.
Der Huaba-Bauer ist um den Schlaf gebracht. Seit er Witwer ist, bevorzugt er das alte Sofa in der Stube und ächzt und stöhnt vor Sorge die ganze Nacht. Das Geld ist knapp, der Knecht Lelle meistens betrunken und die Magd Vroni hat er schon ausstellen müssen. Einzig die Tochter Anna hält den Hof am Laufen und stützt ihren Vater, so gut sie kann. Auch Hofgeist Xaverl kann bei dem Gejammer nicht schlafen und ihm platzt – soweit das eben bei Geistern geht – der Kragen. Die ewige Woiselei kostet nicht nur die Nachtruhe, sondern bringt auch niemanden weiter. Also muss ein Plan her, damit der Hof wieder auf Vordermann gebracht wird. Und da hilft Xaverl dem lethargischen Huaba so gut er eben kann: Eine Kuroase soll der Hof werden, inklusive Schwimmtümpel, Erlebnispfad und Misthaufen-Anwendung. Schwierig bei der Umsetzung ist nur, dass außer Huaba niemand Xaverl sehen oder hören kann. Der schmierige Bankdirektor höchstpersönlich kommt als erster Gast, um zu prüfen, ob die Unternehmung den Hof vor der Insolvenz bewahrt. Ein Drunter und Drüber also und nicht nur der Huaba braucht starke Nerven.
Die Hypochonderin Astrid ist auf dem Weg zum Arzt, als der Aufzug stecken bleibt. Nun sitzen sie und der ruppig-aggressive HNO-Arzt Fritjof fest und müssen auf den Service-Techniker warten, während der psychologisch geschulte Hausmeister per Gegensprechanlage bei ihnen ist. Um sie abzulenken, lässt er sich von ihren Leben erzählen. Nach und nach fallen die Masken, und schließlich spricht der Hausmeister ein paar verdrängte Wahrheiten aus und lässt die zwei damit allein. Bald darauf bricht Astrid nicht nur aus den Begrenzungen ihres Lebens aus, sondern befreit sich und Fritjof eigenhändig aus dem Aufzug. Mariana Leky zeigt eindrücklich und mit viel zartem Humor, wie man aus Angst vor Veränderung im eigenen Leben stecken bleiben kann.
Als Maler gescheitert, als Chansonnier gefeiert, als Provokateur gefürchtet – Serge Gainsbourg passt in kein Schema, sprengt alle künstlerischen Schubladen und bleibt trotz einer Fülle an Biographien und Dokumentationen über sein Leben und Werk doch noch immer eines: ein großes Rätsel! Als Spitze des Eisbergs eines gewaltigen Œuvres ragt – unverwüstlich – vor allem ein Lied hervor: „Je t’aime … moi non plus“. Komponiert 1967 für die große Liebe Brigitte Bardot, wird es in der Interpretation von Jane Birkin, der 70er-Jahre-Modeikone und späteren Lebensgefährtin Gainsbourgs, zum Welterfolg. JE T’AIME. DAS SPEKTAKULÄRE LEBEN DES SERGE GAINSBOURG spürt dem Genie und Menschen, dem Zweifler und Visionär nach. Aus der Perspektive des zynischen Alter Egos Gainsbarre streift das Stück Stationen der Biographie und jüdischen Identität Gainsbourgs, beleuchtet zentrale Momente seiner Karriere als einer der einflussreichsten Singer-Song-Writer Frankreichs im 20. Jahrhundert und versuchet dem „Mann mit dem Kohlkopf“, bei dessen Tod im März 1991 eine ganze Nation weinte, ein Stück näher zu kommen.
William Shakespeares Stück ist ein berauschender Traum von Liebe und Verwirrung. Im antiken Athen soll Hochzeit gefeiert werden: Der Herzog Theseus heiratet die Amazonenkönigin Hippolyta. Auch Lysander und Hermia wollen heiraten, doch Hermias Vater hat ihre Hand bereits Demetrius versprochen. Um einer Zwangsheirat zu entfliehen, flüchten Hermia und Lysander in den nahegelegenen Wald. Demetrius folgt ihnen. Und auch Helena, die unglücklich in Demetrius verliebt ist, läuft ihnen nach. Im Wald leben Oberon und Titania, König und Königin der Elfen, die sich gegenseitig des Ehebruchs bezichtigen. Oberon will sich an seiner Frau rächen, indem er sie mit einem Liebestrank dazu bringt, sich in ein Tier zu verlieben. Sein Diener Puck sorgt mit dem Trank aber für ein vollkommenes Durcheinander, sodass es kein einziges glückliches Paar mehr gibt. Im Wald befindet sich außerdem eine Gruppe Handwerker, die ein Theaterstück für die nahestehende Hochzeit probt. Ausgerechnet ihr Anführer Zettel gerät mitten in die Ränke des Elfenkönigs: Puck verwandelt seinen Kopf in den eines Esels und in ihn verliebt sich Titania. Er lässt sich von der Elfenkönigin und ihren Dienerinnen verwöhnen. Währenddessen streiten die jungen Athener und verfolgen sich gegenseitig im Wald, bis sie erschöpft einschlafen. Am nächsten Morgen findet die Jagdgesellschaft des Theseus die jungen Verliebten friedlich im Wald. Puck hat seinen Fehler korrigiert und sie erinnern sich nur verschwommen an die Nacht. Und auch Oberon erlöst seine Frau von dem Liebeszauber, Puck verwandelt Zettel wieder in einen Menschen. So können die Handwerker ihr Stück noch rechtzeitig zu Ende proben, um es auf der dreifachen Hochzeit zu präsentieren. Leonie Kappmeyer und Marc Krone übersetzen Shakespeares EIN SOMMERNACHTSTRAUM in eine heutige Sprache, wobei sie die Versstruktur beibehalten. Die Übersetzung ist gut spielbar und leicht verständlich.