Anne Jelena Schulte ausgezeichnet

Das Land Baden-Württemberg schreibt einmal jährlich einen Wettbewerb für die besten Volkstheaterstücke aus. Anne Jelena Schultes ANTONIUSFEUER (3 D, 4 H) belegte in diesem Jahr, zusammen mit Simon X. Rose, den 3. Platz. Die Verleihung findet am 25. September 2008 in Friedrichshafen statt.
Schultes Theaterstück basiert auf dem authentischen Schicksal des Joachim Schwahr, der nach dem Zweiten Weltkrieg in der DDR wegen (konstruierten) Spionagevorwürfen vom russischen Miltiärtribunal zu 25 Jahren Arbeitslager verurteilt wurde, und nach einer verkürzten Haftzeit in den Westen abgeschoben wird. Ein deutsch-deutsches Schicksal, authentisch und berührend. Ein Zeitstück ohne politischen Zeigefinger, einfühlsam und mit einer hohen sprachlichen Prözisision beschrieben.

Joachim Schwahr verbrachte 8 Jahre in den Gefängnissen Bautzen und Torgau, wo er Schikane, Erpressung, Hunger und Kälte ertragen mußte. "Paranoide Grundhaltung, Störung des logischen Denkens, Neigung zu analysierendem Grübeln, Wahnstimmung, Antriebsmionderung." Ständig hatte er Angst, Freunde und seine Familie zu verraten. Er erkrankte an Tuberkulose und entwickelte vorübergehend Wahnvorstellungen.

A.J.Schulte: "Doch den Traum von Freiheit hat ihm auch die schwere Haftzeit nicht austreiben können. Das Stück setzt ein mit seiner Entlassung und Flucht nach West-Berlin, wo er versucht, sich privat und beruflich ein neues Leben aufzubauen. Über eine Heiratsannonce lernt er die junge Luise kennen, die sich heftig in ihn verliebt.
Doch muss er bald erkennen, dass auch in der Bundesrepublik „funktionierende“ Bürger gefragt sind. Joachim Schwahr aber hat keinen Beruf, kein Geld, nur einen guten Freund: die sprechende Krähe.
Das sind keine guten Vorraussetzungen, um in der Marktwirtschaft zu bestehen. Bald sitzt er auf den Fluren der Ämter und hat den gleichen Status, den er auch auf der anderen Seite der Berliner Mauer hatte: Er ist ein Außenseiter.
Trotz aller Schwierigkeiten wehrt er sich dagegen, in die Rolle des Opfers zu fallen, rebelliert gegen Machtstrukturen und herablassende Mitleidsgesten, gibt die Suche nach einem selbstbestimmten Leben nicht auf."

Ein komisch-tragisches, poetisch-derbes Stück über einen Menschen, der weder in der kommunistischen, noch in der kapitalistischen Gesellschaftsordnung das Glück finden kann.
"Antoniusfeuer" wurde am Theater Ulm in der Spielzeit 2007/07 uraufgeführt (Regie: Antje Thomas) und vom NDR als Hörspiel produziert.