Die diesjährigen Förderpreis-Gewinner stehen fest!

Im Rahmen der Langen Nacht der neuen Dramatik an den Münchner Kammerspielen wurden am 05.10.2013 die diesjährigen Preisträger des Münchner Förderpreises für deutschsprachige Dramatik geehrt. Gewinner sind Sascha Hargesheimer, Magdalena Schrefel und Juliane Stadelmann.

Der Münchner Förderpreis für deutschsprachige Dramatik, gestiftet von der Edith-und-Werner-Rieder-Stiftung, wird seit 2009 alle zwei Jahre von der Landeshauptstadt München, dem Drei Masken Verlag und den Münchner Kammerspielen verliehen. Am Abend der Preisverleihung wurden die fünf nominierten Stücke in Werkstattinszenierungen vor ausverkauftem Haus präsentiert. Unter den insgesamt fast achtzig Einsendungen setzten sich Sascha Hargesheimer mit POLEN IST MEIN ITALIEN (1. Preis, dotiert mit 7000 Euro) über den fiktiven Regisseur Bela Roberti durch. Magdalena Schrefel erhielt mit DANKE, DASS ICH JETZT IHREN HUND HALTEN DARF den 2. Preis (dotiert mit 5000 Euro). Drittplatzierte ist Juliane Stadelmann mit INGRID EX MACHINA (dotiert mit 3000 Euro). Magdalena Schrefel erhielt zusätzlich den undotierten Publikumspreis. Die ebenfalls nominierten Stücke WAS ERLEBEN von Sibylla Hirschhäuser und REINES LAND/VERLUST von Mehdi Moradpour gingen im Wettbewerb leer aus.

Aus den Laudationes der Jury:

Zu POLEN IST MEIN ITALIEN:

„Wir Leser dürfen an dieser wunderbaren Suche teilhaben und staunen, wie Hargesheimer einem Archäologen gleich Staubschicht um Staubschicht freilegt, wie er sich seine eigene Geschichte von Bela Roberti zusammenpuzzelt. Theater als Schnitzeljagd. Und als Geschichts- wie Traummaschinerie zugleich. […] Während die Arbeiter auf der Werft in Danzig und in ganz Polen für bessere Lebensbedingungen im Hier und Jetzt kämpfen, kämpft Bela Roberti in dem Hotel, in dem die Zeit nicht vergeht, mit sich selbst. […] Sascha Hargesheimer hat es […] in einer geradezu elegischen Art auf den Punkt gebracht: Die Wirklichkeit ist immer das, was wir aus ihr machen.“

Zu DANKE, DASS ICH JETZT IHREN HUND HALTEN DARF:

„Ein böses, schräges Theaterstück, eine ‚Heterotopie’, wie die Autorin es im Untertitel benennt, eine Art Gegen-Ort. […] Die Normen verdrehen sich wie sich die Sprache verdreht und verdrechselt, in österreichisch-süddeutscher Manier, entfernt an Nestroy oder Schwab erinnernd, mit einer Wucht und Direktheit, die man selten bei einem Debütstück findet. […] Einen Ausweg gibt es für die Figuren nicht, sie bleiben Gefangene ihrer selbst, ineinander verkeilt. […] Ein starkes Stück!“

Zu INGRID EX MACHINA:

„Die junge Dramatikerin zeigt auf, was sich hinter solch euphemistischen, neoliberal verschleiernden Begriffen wie „Strukturangleichung“ verbirgt. Mittels einer dialektgefärbten Sprache, die Stadelmann den (noch) Werktätigen zwischen Werkbank und Kantine abgelauscht zu haben scheint, gelingt es der Autorin sprachmächtig, der Ohnmacht der Menschen Ausdruck zu verleihen. […] ‚Ingrid ex Machina’ ist zugleich vitale Hymne und lakonischer Abgesang auf eine von stetig neu durchökonomisierten Produktionsbedingungen bedrohte Arbeitswelt, in der sich die Überflüssigen am Ende auch noch selbst entsorgen.“

© Münchner Kammerspiele