John Mighton: zweimal auf deutschen Bühnen

Der Kanadische Gegenwartsdramatiker John Mighton (Jg. 1957), dessen neuestes Werk UNSER HALBES LEBEN im Januar 2007 Heft von "Theater der Zeit" abgedruckt wird, steht mit zwei seiner Stücke im Spielplan der Bühnen von Bonn ("Mögliche Welten",Premiere 16.11.06, Regie: Christopher Roos) und Magdeburg (DSE, 28.01.07, Regie: Tobias Wellemeyer). Mighton erhielt 2006 die beiden renommiertesten Kanadischen Theaterpreise, den Governor General`s Award und den Siminovitch Prize. MÖGLICHE WELTEN wurde im Jahr 2000 von Robert Le Page verfilmt.

"Mögliche Welten";
Der Broker George Barber wurde ermordet. Das Unheimliche an diesem Fall: Der Mörder entnahm das Gehirn seines Opfers. Zwei Kriminalbeamte, der melancholische Berkeley und sein Assistent Williams, ermitteln und stoßen dabei auf den eigenwilligen Neurologen Penfield, der Experimente an tierischen und menschlichen Gehirnen vornimmt...
Parallel zur Kriminalgeschichte entwickelt Mighton eine zweite surreale Handlungsebene: In immer neuen Konstellationen begegnen sich zwei Menschen, George und Joyce, und verlieben sich – im wirklichen Leben war Joyce die Ehefrau des Mordopfers. Doch was ist das wirkliche Leben, was Realität und was Wahrnehmung; gibt es so etwas wie Schicksal, Bestimmung?

John Mighton spielt in seinem Stück mit literarischen und Film Film-Genres ebenso wie mit wissenschaftlichen Theorien, mit Erkenntnissen der Hirnforschung und mit Wahrscheinlichkeitsaussagen der Quantentheorie: Alle möglichen Zustände sind realisierbar und jede Realisierung existiert in ihrer eigenen Welt, also in unzähligen Paralleluniversen. (aus: Programmvorschau vom Schauspiel Bonn)


"Unser halbes Leben"
Ein Stück über das Älter Werden, das Alt sein: wie gehen die Söhne und Töchter mit ihren Eltern um, die sich im Altersheim befinden, wie begegnen sie sich selbst und ihrem eigenen Leben im Angesicht des näher rückenden Todes der anderen Generation. Ein brisantes, emotionales Stück.

Als Clara und Patrick einander begegnen, ist das der Beginn einer späten Liebe. Clara und Patrick sind über Achtzig, und ihr Zuhause ist ein Pflegeheim. Das große Gefühl läßt die zwei Alten ihre Gegenwart und auch ihre Vergangenheit ganz neu erleben. Auch Claras Sohn Donald und Patricks Tochter Anna entwickeln Sympathie füreinander. Mit Mitte Vierzig haben sie ihre hochfliegenden Lebenspläne gegen bescheidenere Entwürfe eingetauscht. Als Clara und Patrick ihre Liebe legalisieren lassen und heiraten wollen, verhindert Sohn Donald jedoch mit seinem vormundschaftlichen Veto die Verbindung und löst damit eine Kette von Ereignissen aus, die alle Beteiligten voneinander zu entfernen drohen.
Feinfühlig und psychologisch genau erzählt das Stück vom Leben seiner Protagonisten. Es mischt sich in den auf dringliche Weise aktuell gewordenen Generationendiskurs ein und stellt zugleich die Frage nach dem Zweck des einzelnen Lebens. Darüber hinaus setzt es sich mit der besonderen menschlichen Fähigkeit des Vergessens auseinander.
(Theater Magdeburg)