Karl Günther Hufnagel ist tot

Der in München lebenden Autor, Jahrgang 1928, ist am 19. Juli 2004 in seiner Heimatstadt nach einer schweren Krankheit verstorben. Hufnagel, der sich nach seinem Romandebüt 1960 vor allem als Prosa- und Hörspielautor einen Namen machte, legte im letzte Jahr mit MARIA zum ersten Mal im DREI MASKEN VERLAG ein Theaterstück vor. MARIA wurde bislang noch nicht uraufgeführt.

Hufnagel, der zeitlebens ein unbequemer und sprachgewaltiger Autor war, hat mit MARIA eine sarkastische, bitter-böse und komische Abrechnung sowohl mit dem von ihm haßgeliebten Theater wie mit einer von ihm kritisch reflekierten biblischen (moralverlogenen) Marienverehrung geschrieben. Maria ist sowohl Mutter Gottes und als auch ehemalige Souffleuse im Theater: und der Schein-Tote, den sie halbtot und betrunken im Theater findet und zur Beerdigung wäscht und neu einkleidet, kann Sohn Gottes oder auch (gottähnlicher?) Intendant eines Theaters sein. Maria jedenfalls war in früheren Zeiten einmal seine Geliebte

Ein bestechend formulierter, dramatischer, monologischer Dialog für eine nicht mehr ganz junge Schauspielerin: nichts ehrt einen Dichter mehr als daß er gespielt wird. Und Hufnagel, der für uns viel zu früh Verstorbene, hat es verdient, auch als Dramatiker nicht vergessen zu werden.
"...lebe im Verborgenen könnte die Lebensformel des ausgebildeten Psychologen lauten. Ein Intellektueller, ein Pholiosoph, ein politischer Autopr, der nicht als solcher auftreten möchte. Die Grundzüge seiner Überzeugungen lassen sich nur erschließen: Hufnagels "außerordentlich suggestive Sprache" (Fröhlich) beweist, offenbart und entfaltet sich, wo das Scheitern Aggressivität und Vernichtungswillen freisetzt." (Süddetusche Zeitung)