Karl Valentin - Jubiläumsprogramm 2007

Mit einem umfangreichen Veranstaltungs-Programm wird an das 125. Geburtstagsjahr von Karl Valentin (1882 -1948) in München erinnert. Obgleich in den letzten Jahren an keinem der renommierten Münchner Bühnen das Werk Valentins gespielt wurde, ist die Rezeption seiner Werke in der ganzen Welt ungebrochen: seine Dialoge, Szenen, Theaterstücke wurden und werden in Mexiko, Kanada, Portugal, Fankreich, Italien oder Belgien aufgeführt. Von den internationalen Theatermachern wird sein Werk in engem Zusammenhang mit S. Beckett, B. Brecht oder den Autoren des Absurden gedacht und inszeniert. Auch der Oberbürgermeister der Stadt München sieht in Valentin einen "unvergleichlichen Münchner Künstler von Weltrang". Valentin gehört - wie der wunderbare Abend von R. Häusermannn vor kurzem in Basel gezeigt hat -(auch) auf die großen Bühnen des deutschsprachigen Theaters!

Valenin und München
(Auszüge aus der aktuellen homepage Karl Valentins)

"Das Verhältnis Valentins zur Stadt München wird im Laufe der Jahre immer mehr getrübt.
Mit der Münchner Obrigkeit und deren vielfältigen Auflagen hat Karl Valentin so manche Schwierigkeit. So gibt er sein 1931 geöffnetes eigenes Theater, den "Goethesaal" in der Schwabinger Leopoldstraße nach einigen wenigen Tagen auf, da er von den vielen behördlichen Auflagen zermürbt ist. Unter anderem wird offenes Feuer auf der Bühne verboten und der bei seinen Stücken sehr penible und genaue Karl Valentin möchte auf eine brennende Zigarettenkippe als wichtiges Requisit nicht verzichten.

Wenig Erfolg ist auch der Grusel- und Raritätenschau "Panoptikum" beschieden, die Valentin 1934 eröffnet. Das Münchner Publikum nimmt die Schau nicht an und Valentin muss unter großen finanziellen Verlusten bald wieder schliessen.

Es ist keine gute Zeit für ein Panoptikum, die Realität ist skurril genug: Die künstlerische Freiheit wird immer mehr beschnitten, immer mehr Bühnen werden geschlossen, Valentins Film die "Erbschaft" fällt 1936 der Zensur wegen "Elendstendenzen" zum Opfer.

Als Valentin 1938 seine Sammlung Altmünchner Stadtansichten an das Stadtarchiv verkauft, kommt weiterer Kummer auf ihn zu. Die Stadtarchivare stellen seine Sammlung nicht nur nicht wie von ihm gewünscht, den Münchnern in Ausstellungen zur Verfügung, sondern verweigern ihm auch noch den Abdruck und die weitere Verwertung der Bilder. Nach den Buchstaben des Vertrages ist das Stadtarchiv im Recht, aber Valentin ist tief enttäuscht von der fehlenden Unterstützung durch die Stadtvewaltung.

Als der Krieg beginnt, zieht sich Valentin ganz aus der Öffentlichkeit zurück und verlässt München. Es ist nicht nur die Bedrohung durch feindliche Bomben, die Valentin verstummen lässt. Das München, in dem er aufwuchs, in dem er in den zwanziger Jahren Erfolge feierte, existiert nicht mehr.

Nach dem Krieg befindet sich Valentin in einer schwierigen Situation. Er möchte zurück in die Münchner Innenstadt ziehen, aber die Stadt kann ihm keine Wohnung als Ersatz für seine zerstörte Stadtwohnung zur Verfügung stellen. Zwar erhält Valentin 1946 als Unterstützung eine auf ein Jahr befristete Anstellung als Depotverwalter der Musikinstrumentensammlung des Münchner Stadtmuseums, bezieht er eine Sonderzuweisung Kohlen.

Aber Valentin möchte vor allem eines: wieder auftreten, mit seinen Filmen und Tonaufnahmen das Publikum erreichen. Doch das gestaltet sich schwierig:
Während Valentin den allgemeinen Zusammenbruch und den Irrsinn des Krieges nicht verdrängt, sondern sehr bitter und sehr genau die Gründe für die Katastrophe analysiert, möchten das Publikum diese unangenehmen Wahrheiten nicht hören.
Valentin kommt beim Publikum nicht mehr an, seine Radio-Sendung wird nach Zuhörerprotesten vom Bayerischen Rundfunk eingestellt. Die Proteste werden Valentin verschwiegen, doch die Absetzung der Sendung tut weh. Valentin ist nicht nur tief verletzt, sondern auch ohne nennenswerte Einnahmequellen. Seine finanziellen Ressourcen sind erschöpft.
Er tritt wieder mit Liesl Karlstadt in Münchner Kleinkunstbühnen auf, doch seine Gesundheit ist untergraben.

Der große Karl Valentin stirbt im Februar 1948 an den Folgen einer einer nicht auskurierten Erkältung, die er sich bei einer unfreiwilligen Übernachtung in einer nicht geheizten Garderobe zugezogen hat. "