Neue Strindberg Übersetzungen

Nach Abschluß der Neuübersetzungen von TOTENTANZ I und II liegen jetzt weitere Übersetzungen der GESPENSTERSONATE und FRÄULEIN JULIE des Übersetzerteams Richter-Nilsson aus Bremen vor. Neben der renommierten älteren Schering-Übersetzung des Gesamtwerkes von Strindberg erscheint jetzt im DREI MASKEN VERLAG eine fundierte Neuübersetzung der Werke Strindbergs. EIN TRAUMSPIEL ist in Vorbereitung.

Zur "Gespenstersonate":
Der Student ist ein Sonntagskind – er kann sehen, was andere nicht sehen: Die vergangene Schönheit einer Greisin, den Toten vor seinem eigenen Halbmast und den Geist des ermordeten Milchmädchens. Er hat keine Angst vor Gespenstern. Schrecklich ist nur, was noch gut verborgen hinter der Fassade eines bürgerlichen Hauses liegt.
Der Student ist in eine Einsturzkatastrophe hineingeraten und hat die ganze Nacht bei der Bergung der Opfer mitgeholfen. Am Morgen kommt er erschöpft an den Brunnen, um zu trinken und sich zu waschen, aber er ist nicht allein: am Brunnen sitzt das Milchmädchen und Doktor Hummel beobachtet ihn von seinem Rollstuhl aus, aber er kann die Tote nicht sehen. Der Alte hat den Studenten im Visier, den er braucht, um endlich in das Haus des Obersts einzudringen. Eine vermeintliche Dankesschuld und Amors Pfeil sollen dafür sorgen, dass der junge Mann zu seinem Werkzeug wird. Als der Student sich in Adèle verliebt, nimmt der teuflische Plan des Alten seinen Lauf: Am Abend findet das Gespenstersouper statt, die Gelegenheit für Direktor Hummel, endlich die Macht über das Haus zu ergreifen, während der Student vom Duft der Hyazinthen betäubt mit Adèle in kosmische Liebesekstase fällt. Doch der Alte hat nicht damit gerechnet, dass ihn die Geister heimsuchen werden und seine Ex-Geliebte, die jetzt als Papagei-Mumie im Wandschrank vor sich hinvegetiert, wieder zu Verstand kommt. Der Schleier der Maja wird gelüftet, die unerlösten Wesen befreit, die Schuldigen zerbrechen an dem, was sie wirklich sind - das Leben mit all seinen Glücksversprechen ist nichts als Täuschung , aber der Student ist ein Sonntagskind: er stirbt nicht an der Wahrheit. (Ríchter-Nilsson)

Zur Neu-Übersetzung:
Dem Übersetzer-Team ist es gelungen, für die erstaunlich moderne und umgangssprachlich gefärbte Sprache des Urtextes eine idiomatische und moderne Entsprechung im Deutschen zu finden. Vor allem zeichnet sich die Neuübersetzung aus durch ein feines Gespür für Strindbergs teilweise skurrile Wortwahl und absurd gewählten Formulierungen. Seine verwegene Ausdrucksweise wird nicht durch gängige feste Ausdrücke glatt gebügelt oder durch freie Übertragungen neu erdichtet – und damit ihrer Schärfe beraubt. Der abgründige Humor und der absurde Stil, durch den Strindberg seiner Zeit weit voraus ist, wird erhalten. Die Repliken werden in ihrer ganzen rasanten Schlagfertigkeit, aber auch in ihrer subversiven Widersprüchlichkeit den Schauspielern in den Mund gelegt. Prägnant und bitterböse, wild und originell, mystisch und modern!