Peter Hacks ist tot

Am 28. August 2003 erlag Peter Hacks in Groß Machnow bei Berlin seiner schweren Krankheit. Er gehört zu den meistgespielten, bekanntesten und umstrittensten Gegenwartsdramatikern der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts.
Im DREI MASKEN VERLAG wird seit 1954 sein gesamtes dramatisches Schaffen betreut.

Geboren 1928 in Breslau; er studierte und promovierte (1951) in München, und ging 1955 nach Ost- Berlin, wo er bis zu seinem Rauswurf 1962 am Deutschen Theater als Dramaturg und Hausautor tätig war.
Er schrieb über 50 Dramen, Gedichte, Essais, Kinderbücher, Hörspiele und ist über Jahrzehnte auf fast allen Bühnen im deutschsprachigen Theater, in Ost und West präsent. Hacks wird weltweit gespielt.

In vielen seiner Theaterstücke thematisiert Hacks die Widersprüche und Mühen des Aufbaus einer sozialistischen Gesellschaft in der DDR. Oft werden seine großen, historisch fixierten Parabeln fälschlicherweise als "Flucht aus der Gegenwart" mißgedeutet: Hacks besteht darauf, das Individuum als geschlichtlich handelnd und handlungsfähig zu begreifen und dabei das tätige Realisieren seiner geistigen wie sinnlichen Lebensansprüche darzustellen. In vielen historischen oder mythologischen (z.B."Amphitryon") wie auch in den gegenwärtigen Stoffen (z.B. "Barby") findet er eine Gestaltungsmöglichkeit für eine sozialistische-klassiche Dramatik, die die Widersprüche einer Epoche thematisiert. Über Jahrzehnte ist Hacks einer der wichtigsten Stimmen des deutschen Theaterlebens.
Er blieb - wie seine Antipoden Brecht und H. Müller - umstritten, in Ost wie West - und seine politischen Parabeln, die noch heute ein umfassendes und kongeniales, auf höchsten sprachlichen Niveau verfasstes Dramen- Repertoire einer kritischen Reflexion auf die 70iger und 80iger Jahre "Gesamtdeutschlands" darstellen, wurden in letzter Zeit seltener gespielt, sie werden regelrecht und absichtsvoll mißachtet. Seine Welterfolge wie "Jahrmarktsfest zu Plundersweilern", "Ein Gespräch im Hause Stein über den abwesenden Herrn von Goethe", "Adam und Eva" oder seine "Schöne Helena" Adaption bestehen seit Jahrzehnten als publikumswirksame und intelligente Unterhaltungsstoffe im Repertoire der Bühnen.

Es ist an der Zeit, vor allem den politischen, sprachlich brillianten Hacks wieder zu lesen und - vor allem - zu spielen, es gilt eine Reihe bislang wenig beachteter Stücke darunter z.B. "Fredegunde", "Prexaspes" oder "Numa" wieder zu entdecken und mit den aktuellen Zeitläuften zu konfrontieren. Diese Reibung wäre hochaktuell, gerade mit dem veränderten Blick einer neuen, jüngeren Regie-Generation, die diese Werke oft gar nicht kennen. Diese Auseinandersetzung mit dem dramatischen Werk von Peter Hacks steht noch aus.

Kurz vor seinem Tod hat er eine Trilogie von drei Dramoletten verfaßt: "Phraates", "Berliner Novelle" und "Der Parteitag". Sie wurden bislang noch nicht uraufgeführt.
Im DREI MASKEN VERLAG gibt es kostenfrei eine Broschüre mit Informationen und Hinweisen zu sämtlichen Hacks-Stücken.