2018. Antisemitismus auf offener Straße, mitten in Berlin. Preisgekrönte Rap-Musik mit geschichtsvergessenen Auschwitz-Metaphern. Alltäglicher Rassismus, längst angekommen in der Mitte der Gesellschaft.
Und als Gegenbewegung? Ein „Kreuz-Erlass“ als Zeichen der kulturellen Prägung.
Theatermacher und Gesellschaftskritiker reiben sich erschrocken die Augen: Globalisierung und steigende Flüchtlingszahlen haben Deutschland schneller verändert, als man „Aufklärung“ sagen kann.
Michael Ehnerts Stück TÜRSTEHER (2 H) hat dafür ein starkes Sinnbild gefunden:
Ein gediegener Nachtclub kurz vor der Eröffnung. Der weltoffene Manfred will hier ein Zuhause für Jedermann schaffen, eine Oase des Friedens – Tanzen, Feiern, Chillen. Doch wenige Stunden bevor der Laden seine Türen öffnet, taucht der aggressive Ingo auf, der glaubhaft nachweisen kann, Besitzrechte an der Immobilie zu haben, so dass Manfred nicht umhin kommt, sich mit Ingo zu arrangieren. Doch Manfreds Toleranz muss sich bei diesem unfreiwilligen Arrangement einer harten Prüfung unterziehen, denn Ingo offenbart im Laufe des Stückes ein immer rassistischeres Menschenbild.
Kann Ingo mit seiner unverhohlenen Menschenverachtung den Laden für sich übernehmen oder gelingt es Manfred, dem jungen Nazi soweit entgegenzukommen, dass er ihn fürs System gewinnen kann? Und: Was ist eigentlich der Unterschied zwischen diesen beiden Schlussvarianten?
Das Stück TÜRSTEHER zeigt sie beide. Direkt hintereinander.
Ein hochaktuelles, dialogstarkes Zwei-Personen-Stück.