Die Sieben gegen Theben

Von Aischylos

Übersetzt von Dietrich Ebener

Originalsprache: Griechisch

Ein durchgehender inhaltlicher Zusammenhang verband die im Jahre 467 v. u. Z. aufgeführte Tetralogie, die Tragödien „Laios“, „Oidipus“, „Die Sieben gegen Theben“ und das Satyrspiel „Sphinx“. Die Aussage der „Sieben“ lässt Schlüsse auf den Gehalt der Trilogie zu, insbesondere auf die Rolle, die der Geschlechterfluch spielt. Aischylos verweist die Frage nach der individuellen Schuld eines jeden der feindlichen Brüder völlig in den Hintergrund. Polyneikes führt auf seinem Schild als Wappen die Göttin der Gerechtigkeit, die ihm den Einzug in seine Vaterstadt und das Verfügungsrecht an seinem Erbe verheißt. Eteokles schleudert ihm die eigene Überzeugung von der Gerechtigkeit seiner Sache entgegen.

Für Aischylos geht es offenbar nicht um das Verhältnis der Schuld, die Polyneikes wie Eteokles als Individuen gegeneinander wie gegenüber ihrem Staat auf sich geladen haben, sondern um das Verhältnis des fluchbeladenen Fürstengeschlechtes als Ganzem zu dem Staat, für den das Erlöschen des Herrscherhauses die Rettung bedeutet. In diesem Sinne widmet der vom Schlachtfeld zurückgekehrte Bote seine ersten Worte der Feststellung, die Stadt sei dem Sklavenjoch entronnen, das Staatsschiff fahre unversehrt dahin, die Verteidiger der Mauern hätten ihre Stellungen behauptet. Dann erst berichtet er vom Wechselmord des Brüderpaares.

Dem gleichen Sinne dient die Stimmung, die sich über das ganze Stück ausbreitet, jene Stimmung, die antike Kritiker veranlasste, das Werk als „voll des Ares“ zu bezeichnen. Das vom Feind bedrohte Vaterland, dem es unter Aufbieten aller Kräfte zu helfen gilt, beherrscht die Vorgänge.

Bei Aischylos erlischt das Labdakidengeschlecht mit Eteokles und Polyneikes, erfüllt sich mit dem Tode der Brüder der Fluch, behaupten sich über den Untergang des Herrschergeschlechtes hinaus Staat und Volk von Theben. Demnach gipfelte die Trilogie vermutlich in zwei Aussagen: Der verantwortungsbewusste, seiner Triebe mächtige, seinem Ziel bis in den Tod getreue Mensch triumphiert über das Unglück, dessen Ursprung in der Haltlosigkeit, in der mangelnden Erkenntnis der dem Gemeinwesen zu widmenden Rücksichten liegt – er „sühnt das Verbrechen der Ahnen“; und jenseits der innerhalb des Fürstengeschlechts mehr oder weniger subjektiv verschuldeten Folge von Unglücksschlägen erweist die staatliche Gemeinschaft ihre Lebenskraft und ihr Lebensrecht.