Iwanow

Von Anton Tschechow

4 D
6 H
Originalsprache: Russisch

Im Gegensatz zu "Platonow", "Die Möwe", "Onkel Wanja" und vor allem "Drei Schwestern" gehört "Iwanow" zu den eher selten gespielten Tschechow-Stücken hierzulande. 1887 in Saratow uraufgeführt, steht in seinem Mittelpunkt die Figur des "überflüssigen Menschen", ein gängiger Topos in der russischen Literatur.
Der 30jährige Nikolaj Alexejewitsch Iwanow, dessen "Seele aus Furcht vor dem morgigen Tag zittert", ist seit fünf Jahren mit Anna Petrowna verheiratet, einer Jüdin, die seinetwegen zur "rechtgläubigen Kirche" übertrat und deswegen von ihren Eltern verflucht und enterbt wurde. Iwanow verbringt die Abende schon längst nicht mehr an der Seite seiner an Tuberkulose erkrankten Gattin und des im Haus lebenden Onkels Graf Schabelski, sondern in Gesellschaft seines Gläubigers, des reichen Gutsbesitzers Lebedjew, und dessen Tochter Sascha. Das trotz der kleinkrämerisch-geizigen Mutter Sinaida Sawischna frei und ungezwungen aufgewachsene Mädchen erkennt, dass Iwanow ein zutiefst unglücklicher Mann ist, der sich nach gesellschaftlicher Anerkennung wie nach menschlicher Wärme sehnt: Im Landkreis hält man ihn für einen Betrüger, und seine Frau, darin vom Landarzt Lwow, ihrem heimlichen Verehrer, bestärkt, wirft ihm vor, ein schamloser Mitgiftjäger zu sein...... "Iwanow", Anton Tschechows erstes Schauspiel, ist Komödie und Tragödie zugleich.



Nitzberg, selbst Lyriker und Rezitator, gehört zu den gegenwärtigen renommierten Übersetzern der russischen Literatur, er wurde vor allem durch seine Lyrikübersetzungen der Dichterin Achmatowa (Suhrkamp) und der Werke Majakowskis bekannt.

"Meine Übertragungen arbeiten vor allem mit Gestus und Klang. Sie beruhen auf der Erkenntnis, dass die Tschechowschen Dramen idiomatischer Natur sind, so dass ihr eigentlicher Sinn hinter der Sprache liegt. Diese Feinstrukturen möchte ich in theatralische Dynamik umsetzen. Weder eine als »philologische Korrektheit« getarnte Wortwörtlichkeit noch eine gewaltsame »Modernisierung« vermag das. Erstere nimmt den Werken ihre Unmittelbarkeit, letztere die Subtilität. ."
Alexander Nitzberg, Februar 2006

UA am 23.02.2008