Manana

Von Marianne Freidig

3 D
3 H
1 kleinere Rolle

Eine Familie trägt den Vater zu Grabe - das ist der Ausgangspunkt für Marianne Freidigs Mañana. Vier Tage, in denen die nach einer Beerdigung üblichen Rituale abgehalten werden, begleitet die Autorin die Hinterbliebenen. Im Haus der Eltern finden sich die erwachsenen Kinder ein, vordergründig zeichnet sich ein Konflikt um das Erbe ab. Doch der Streit um die materielle Hinterlassenschaft des Verstorbenen scheint bald das geringste Problem zu sein. Denn nach und nach kommen die Verletzungen der Vergangenheit zum Vorschein, an denen der Vater - so scheint es - keinen geringen Anteil hatte. Abgründe innerhalb der Familie tun sich auf, die Identität des Vaters ist nicht mehr klar zu fassen. Wer war er wirklich? Wer kannte ihn wirklich? Jede der Figuren trägt ein eigenes Bild vom Verstorbenen mit sich, keines scheint mit dem des anderen übereinzustimmen oder auch nur annähernd zusammenzupassen...
Was Marianne Freidigs Stück auszeichne, so schrieb Christine Dössel in der SÜDDEUTSCHEN ZEITUNG, sei die "subtile Dezenz: Hier wird nichts ausgeplappert und tot geredet und auf keiner Lebenslüge herumgeritten. (...) Vermutungen (...) entstehen nur im Kopf des Zuschauers, auf der Bühne werden sie weder an- noch ausgesprochen. Das Drama im Drama bleibt im Vagen, bewahrt sich im Kern ein Geheimnis. Es sind eher die Kommunikationsmuster als die Wunden ihrer Figuren, die Freidig unter die Lupe nimmt, die Zwischen- und Untertöne von Sprache, mit denen Menschen oft mehr von sich preisgeben als sie von sich selber wissen oder zu wissen vorgeben. Manchmal brechen Freidigs Figuren die Sätze einfach weg, manchmal verkrampfen sie sich in den Worten, verschlucken sich daran. Ihre Sprache ist verräterisch - ganz verraten aber wird hier nichts." (SZ, 18.12.2003)