Eine Wohnküche. Vater, Mutter, Sohn Paul und Tine. Die Mutter nimmt den Vater, der sitzt und schreibt, nicht wahr, denn er existiert nur in der Vorstellung Pauls.
Ein beklemmendes Studiostück.
Paul, 56 Jahre alt, lebt bei der Mutter zu Hause und entschlüsselt Tagebuchaufzeichnungen seines toten Vaters, der mit ihm am Tisch sitzt. Er streicht nachts durch die Strassen, er trägt die alten Perücken seiner Mutter. Die Geister der Toten verfolgen Paul, sie geben keine Ruhe: "der Vater sitzt mir im Nacken" sagt Paul, oder wie ein Stein im Kopf.
Was Paul von seinem Vater weiß, hat er aus den Heftchen erfahren, in die der Vater schrieb. Es sind Aufzeichnungen aus einem KZ Lager, Schilderungen der gesehenen Schrecken aus der Perspektive eines, der dabei war.
Später setzte sich der Vater nach Kanada ab, lebte dort mit einer Jüdin zusammen. Warum gerade mit einer Jüdin? Ein Rätsel für Paul, auch der verstorbene Vater bleibt für ihn ein Rätsel, dessen Schuld er zu seiner eigenen macht und an der er schließlich zerbricht.
Kein neuerliches Stück zur Frage der Bewältigung der deutschen Schuld, nein, es thematisiert an der Figur Paul den nicht enden wollenden Alptraum, der die Kinder der Täter im Würgegriff hält. Paul findet keinen Bezug zum "normalen" Leben, Phantasmagorien halten ihn gefangen, er durchlebt gleichermaßen Schuld und Sühne bis zur Selbstzerstörung. Eine existenzielle Auseinandersetzung mit dem Grauen, personifiziert durch den Vater und ein Überlebenskampf mit der Mutter.
Krolkiewicz besticht durch seine Sprache, knapp, rhythmisiert, die das Fürchterliche in einprägsame Bilder fasst.
Ein beklemmendes Studiostück mit einfühlsamen, tief empfundenen und genau gezeichneten Figuren.