Livia Huber, neu im Verlag, hat ein dynamisches und witziges Debütstück geschrieben, das von der Jury des Züricher "Dramenprozessors" für die Uraufführung (20. Februar) im Schlachthaus Bern im Frühjahr 2014 ausgewählt wurde und ab dem 27. Februar in den Theatern in Zürich (Winkelwiese), Chur und Schaffhausen nachgespielt wird. Eine junge Autorin wagt sich an einen komödiantischen Stoff. MUTTER HAUSFRAU VATER ARZT ist eine Komödie im besten Sinne, die den Optimierungswahn bei der Partnerwahl bloßstellt und beweist, dass auch alles ganz anders kommen kann als geplant ...
Wer kennt nicht den Druck, unter dem man steht, wenn man den Eltern den neuen Partner vorstellt? Vor allem, wenn die Eltern Gründer und leibhaftige Erfolgsbeweise einer der größten Internet-Partnervermittlungsbörsen sind: dann muss die Übereinstimmung mit der Zukünftigen mindestens bei neunzig Prozent liegen, um in den Augen der Eltern eine Chance zu haben – denn schließlich soll der Sohn nebst Gattin so bald wie möglich die Agentur übernehmen. Leo lässt es lieber nicht darauf ankommen und präsentiert den zwar freigiebigen, aber auch anspruchsvollen Eltern die Prostituierte Lilit als seine neue Freundin, ein solides Mädchen: Mutter Hausfrau, Vater Arzt eben. Dumm nur, dass Lilit zu spät zum Treffen kommt und keine Zeit mehr für das Vorab-Briefing bleibt. Doch unter dem Einfluss einiger Flaschen Wein zeigt sich, dass Lilit – alias Lena – genau die Richtige zu sein scheint.
Ist gesagt, dass zwei Menschen zueinanderpassen, nur weil Buchstaben ihrer Vornamen übereinstimmen oder sie die gleiche Lieblingszahl haben? Und umgekehrt: Sind die Algorithmen, nach denen Partnerbörsen potenzielle Traumpaare zusammenwürfeln, ein Garant für eine glückliche Beziehung? Und was, wenn sich nach Jahren herausstellt, dass die Ehe auf falschen Voraussetzungen beruht, weil die Übereinstimmungen so groß gar nicht sind? Die persönlichen Verunsicherungen der Protagonisten, die allesamt nicht wissen, was an diesem Abend auf sie zukommt, macht Livia Huber bis zur Figurensprache nachvollziehbar. Keine Figur spricht einen Satz zu Ende – es könnte ja sein, dass man zu viel von sich preisgibt, eine falsche Anspielung macht oder sich verrät …
"Mutter Hausfrau Vater Arzt" in Bern/Zürich/Schaffhausen//Chur (Kollektiv Mydriasis)