Neun einander völlig fremde Personen aus allen Ständen und jeden Alters finden sich vor einer großen Mauer wieder, hinter der sie die Umrisse einer Stadt zu erkennen vermuten. Keiner weiß, wie sie dort hingekommen sind und auch ist niemandem klar, wie sie wieder nach Hause finden. Bald schon prallen die unterschiedlichen Lebensansichten und Einstellungen aufeinander. Schließlich öffnet sich eine Tür in der Mauer und von der Neugierde gepackt sowie einen Ausweg suchend begibt sich die Gruppe hindurch – und kommt sehr verändert am Ende eines Tages wieder.
John B. Priestleys DIE FREMDE STADT (5 D | 4 H) ist eine kluge, poetische und kraftvolle Parabel über das Leben, die Liebe und den Mut, die Welt von einer Idee zu überzeugen. Michael Raabs Neuübersetzung hat das Stück aus dem Jahre 1943 behutsam entstaubt und dabei die ausgefeilte und klare Sprache bewahrt. Ein Klassiker zum Wiederentdecken!
Priestley zu seinem Werk:
„Während des Krieges war ich beeindruckt von den vielfältigen Auffassungen der Leute zu den nach Kriegsende anstehenden Veränderungen, die damals breit diskutiert wurden. Ich dachte mir, das könne der Ausgangspunkt für ein Stück sein, solange ich die Gefahr eines reinen Thesendramas vermeide – eine Gattung, die ich überhaupt nicht mag – und es mir gelingt, eine angemessene „symbolische Handlung“ zu entwickeln. Ich benutze die Anführungszeichen, weil es sich um meine eigene ungewöhnliche Begriffsprägung handelt. Für mich bietet dieser Text ein gutes, wenn auch vielleicht etwas grobes Beispiel für die „symbolische Handlung“, auf der so viele meiner Dramen und Romane beruhen. Die fremde Stadt gab mir genau, was ich brauchte, aber man darf nicht aus dem Auge verlieren, dass im Stück nicht die Stadt das Wichtige ist, sondern die unterschiedlichen Haltungen der Figuren dazu.“
Aus dem Vorwort zu DIE FREMDE STADT, Dezember 1949