Am 22. Mai 2012 fand die Premiere von Tschechows KIRSCHGARTEN am Residenztheater statt. Regie führte Calixto Bieito, in den Hauptrollen sind u.a. Sophie von Kessel und Manfred Zapatka zu sehen. Alexander Nitzberg, dessen Tschechow-Übersetzungen bereits u.a. am Thalia Theater Hamburg und am Düsseldorfer Schauspielhaus gespielt wurden, bewahrt die Vielschichtigkeit der Charaktere und lotet deren Aura genau und feinfühlig aus. Nitzbergs Übersetzungen sind zeitgemäß und lebendig, besitzen einen eigenen Klang und lassen sich auf der Bühne hervorragend sprechen.
"Die weit verbreitete Vorstellung, einem Übersetzer seien durch das Original von vornherein die Hände gebunden, ist ein Vorurteil. Nicht nur kann er eigenständige Entscheidungen treffen, sondern er muss es geradezu, und zwar praktisch bei jedem Wort. Die Notwendigkeit, hinter das geschriebene Wort, zu seiner Motivation und Idee durchzudringen, gilt in ganz besonderem Maße für die Übersetzung von Theaterstücken. Denn streng genommen sind es keine Bücher zum Lesen, sondern gleichsam Partituren, Spielanweisungen. Nicht nur semantische Bedeutung, sondern auch Klang und Rhythmus sind für die Bühne von größter Reglevanz, wie überhaupt die Sprechbarkeit des Textes. Nicht die Wortklauberei der 'philologischen Korrektheit' soll das Ziel sein, sondern sprechbare, hörbare, spielbare und auch unterhaltsame Stücke. Die Tschechowschen ideen müssen auf verantwortungsvolle Weise einen neuen Ausdruck finden, der im Schauspielerischen mündet. Daher stelle ich mit 'meinen' Tschechow eben nicht in Form einer Werkausgabe mit vielen Anmerkungen vor, sondern als lebendiges, farbiges Bühnengeschehen." (Alexander Nitzberg)