Wunden der Vergangenheit: DSE von Owen McCaffertys IN ALLER RUHE in Nürnberg

Das intensive Drama IN ALLER RUHE (Quietly) von Owen McCafferty in der Übersetzung von Michael Raab wurde am 05.12.2014 am Staatstheater Nürnberg erstmalig in deutscher Sprache aufgeführt. Die in London lebende Patricia Benecke inszenierte die Begegnung zwischen zwei Parteien des Norirlandkonflikts in einem Pub.

Belfast, 1974. Der Sechzehnjährige Ian, angeworben und radikalisiert durch die UVF, wirft eine Bombe in ein Pub und tötet alle sechs Familienväter, die dort ein Spiel der Fußball-WM anschauen. Sechsunddreißig Jahre später treffen sich der Sohn eines der Opfer, Jimmy, und der Attentäter Ian in der gleichen Bar. Wieder läuft ein Fußballspiel, Nordirland gegen Polen.
Zu einer tatsächlichen Aussöhnung zwischen Ian und Jimmy kommt es auch am Ende des Stücks nicht. Jedoch werden der Weg zum Trauma der beiden Protagonisten und die Konsequenzen daraus nachvollziehbar, ohne dass sich der Text mit der Motivation des Bombenwerfers gemein macht. Verstehen ist möglich, Verzeihen erwächst daraus nicht.

"Indem er den Blick weg von bloßen Daten und Opferzahlen direkt auf die eng und fatal miteinander verknüpften Schicksale zweier Männer lenkt, bekommt der von Gewalt, Rache und Feindschaft geprägte Bruderkrieg eine erschütternde Unmittelbarkeit und spürbare Gegenwärtigkeit." (Nürnberger Nachrichten)

© Marion Bührle