Im Kaiserreich gibt es einen Vogel, der unvergleichlich schön singt. Als der Kaiser von der Nachtigall erfährt, will er sie um jeden Preis zu sich in den Palast holen. Tatsächlich wird er vom Gesang des scheuen Vogels völlig verzaubert. Nichts wünscht er sich nun mehr als diesen Gesang jederzeit hören zu können. Er bricht das Wort, das er der Nachtigall gegeben hat: Sie darf nicht wieder gehen, sondern wird gefangen genommen. Es missfällt dem Kaiser, dass die Nachtigall vom ständigen Singen erschöpft ist. Als eine mechanische Nachtigall als Geschenk am Hof eintrifft, ist die Freude daher groß. Der echte Vogel wird ignoriert – und nutzt die Gelegenheit zur Flucht. Der Kaiser kann nun Vogelgesang hören, wann immer er möchte, doch seltsamerweise fühlt er sich zunehmend schlecht.
Erst als die Mechanik des künstlichen Vogels versagt, erkennt der Herrscher, was er getan hat.
Das Märchen von Hans Christian Andersen lässt in der Bearbeitung von Jan Steinbach zahlreiche Verbindungen in unsere Zeit erkennen: das Risiko von ständiger Verfügbarkeit, das hohe Gut der Freiheit und der Wert echter Anerkennung.