„Apostel der Dummheit“, „der russische Walt Whitman“ – der Dichter Sergej Neldichen (1891–1942) ist ein spektakulärer Sonderling der russischen Moderne, der mit Fug und Recht als heimlicher Wegbereiter der Gruppe OBERIU (Daniil Charms, Alexander Wwedenski) bezeichnet werden darf. Entwaffnende Direktheit und erotische Verspieltheit kennzeichnen die vollkommen eigenständige literarische Richtung seiner Werke. In den 1930er-Jahren mit einem Schreibverbot belegt und schließlich im GULAG umgekommen, führte Neldichen ein legendenhaftes Schattendasein, bis sein Gesamtwerk in diesem Jahr vom Moskauer Lyriker Maxim Amelin wiederentdeckt und publiziert wurde.