Christian Augrell in Frankfurt

Der Schwedische Nachwuchsdramatiker Christian Augrell wurde im Dezember 2007 zum ersten Mal nach Deutschland zu einer Diskussion des Frankfurter Autorenforums für Kinder- und Jugendtheater zum Thema "Europäische Dramaturgie" eingeladen. Dort wurden Ausschnitte aus seinem Kinderstück REPUBLIK DER KINDER gelesen. Sein Jugendstück ECHTE SIEGER ( in der Übersetzung von Dirk Fröse) liegt ebenfalls im Drei Masken Verlag vor. Beide Stücke sind noch frei für eine DSE.

REPUBLIK DER KINDER (3 S, 3 H):
Irgendwo unter einer Brücke am Stadtrand hat sich eine Gruppe von verlorenen Kindern eingenistet und eine eigene, von der Außenwelt abgeschirmte Gemeinschaft gegründet. In dieser „Republik der Kinder" ist alles erlaubt, was in der Erwachsenenwelt verboten ist, hier wollen die Kinder nur eines: Spielen und Spaß haben. Ein schöner Traum?

Nicht ganz, denn bald stellt sich heraus, dass auch diese kleine "Subgesellschaft" nicht frei von Zwängen und Machtwünschen ist. Da ist der Älteste unter den Kindern, Sam, er ist der „Spielführer“. Was Sam ansagt, das wird gemacht, und zwar von allen. Denn wer aus der Reihe ausschert, der ist ein „Verräter“ und wird auf die Brücke geschickt. Vor der Brücke haben alle Angst, denn irgendetwas Geheimnisvolles und Bedrohliches wütet dort. Das sagt zumindest Sam und dann muss es ja stimmen. Erst als der kleine Ajvar zur Gruppe stößt, beginnen die Kinder an Sams Glaubwürdigkeit zu zweifeln. Benutzt er die Angst der Kinder vielleicht nur, um seine Macht über sie zu sichern? Nach und nach beginnen die Kinder, das System Sams in Frage zu stellen…

Augrells Theaterstück ist eine Parabel, die am Beispiel der Kinderrepublik zeigt, wie ein scheindemokratisches, autoritäres System funktioniert, aber auch, wie man sich durch Mut und Infragestellen der Regeln daraus befreien kann.


ECHTE SIEGER ( 1D, 4 H)
Die Jugendmannschaft des Provinz-Fußballklubs FC Isby träumt vom Aufstieg, das entscheidende Spiel steht kurz bevor. In dieser außergewöhnlichen Situation wird das, was eigentlich Spaß sein sollte zum puren Ernst...

Denn für den Trainer Bengt, der durch eine Verletzung seine eigene, viel versprechende Karriere früh beenden musste, ist Fußball mehr als nur ein Spiel. Für Bengt zählt nur der Sieg. Von übermäßigem Ehrgeiz und Männlichkeitswahn getrieben, setzt er die jungen Fußballer maßlos unter Druck. Vor allem Simon leidet darunter, ist er doch wegen seines mangelnden Talents ohnehin schon der Außenseiter. Vom Trainer wegen seines "weichen" Auftretens und des fehlenden ballgefühls verachtet, muss Simon sich auch innerhalb der Mannschaft gegen die Anfeindungen und Quälereien der anderen Jugendlichen wehren. Lange sieht Ola zu, doch als der Kapitän der Mannschaft, Jakob, die Demütigungen Simons auf die Spitze treibt, setzt er sich schließlich mutig für seinen Kameraden ein...
Anders als in seinem Theaterstück Republik der Kinder wählt Christian Augrell eine realistische Ausgangssituation: eine Gruppe Jugendlicher mit alltäglichen Problemen steht vor einer besonderen Herausforderung – und jeder einzelne versucht diese auf seine Weise – mit den anderen oder gegen sie – zu meistern. Doch ähnlich wie in seinem Kinderstück zeigt der Autor auch in Echte Sieger, wie innerhalb einer kleinen, straff organisierten Gruppe entwürdigende Hierarchien in Frage gestellt und schließlich auch besiegt werden können.