Ein Abend zu Ehren der Wissenschaft und der Hoffnung

Am 22.12.2016 feierte Anne Jelena Schultes Stück SOFJA seine Uraufführung am Deutschen Theater Göttingen. Keiner anderen Stadt in Deutschland hätte dieses Privileg passender zu Teil werden können – denn Göttingen ist auch in der circa zwei Stunden langen Inszenierung der Regisseurin Antje Thomas der Hauptschauplatz des Geschehens. SOFJA (Christina Jung) ist ein biographisches Stück, das das bewegte Leben der ersten Mathematik-Professorin Europas emotional und mitreißend thematisiert.

Angesteckt von den emanzipatorischen Ideen der nihilistischen Jugend, stürzte sich die 1850 geborene Russin in das Abenteuer einer Scheinehe, um in Deutschland Mathematik zu studieren. Nicht einmal zwei Jahrzehnte später promovierte sie und war berühmt. In den Jahren dazwischen aber war das nüchterne Konstrukt Scheinehe in einer Tragödie kulminiert. Wissenschaftlerin, Literatin, Mutter, Ehefrau und Geliebte: viele Rollen hat sie anprobiert, keine passte ganz. Sofia Kowalewskaja suchte Erfüllung und fand stattdessen den Erfolg – auf dessen Höhepunkt sie im Alter von 41 Jahren starb. Die Autorin Anne Jelena Schulte hat die Widersprüche, Kämpfe und Sehnsüchte dieses Lebens im Auftragswerk SOFJA für die Bühne bearbeitet und mit Gegenwartstexten zum Alltag von Frauen in den naturwissenschaftlichen Fakultäten gespiegelt, die sie an der Universität – ebenfalls in Göttingen – recherchiert hat.

© Isabel Winarsch
© Isabel Winarsch