Nach einem wilden Leben wird dem knapp 35-jährigen „Bayerischen Hiasl“ Matthäus Klostermayr aus Kissing der Prozess gemacht. Er wird zahlreicher Morde und Verbrechen angeklagt. Aber war der begnadete Jäger nur ein Wilderer und Anführer einer Räuberbande - oder ein Held und Sozialrebell, der gegen Ungerechtigkeit und für die Freiheit kämpfte? Geschickt verteidigt der „Fürst der Wälder“ sich und seine Kameraden, der Chor der Bürger singt seine Lieder. Doch wer gegen die Staatsgewalt aufbegehrt, muss mit harten Strafen rechnen.
Der historische Hiasl diente Friedrich Schiller als Vorlage für sein Stück „Die Räuber“ - vor allem der Figur des Karl Moor. Auch mit Robin Hood wird Matthäus Klostermayr verglichen, da er gerade bei den armen Bauern als Volksheld gesehen wurde. Sebastian Seidel dramatisiert den gerichtlichen Prozess und lässt das Publikum zur moralischen Instanz werden. Er webt geschickt zeitgenössische Texte wie die erste Biografie des Hiasl von Ludwig Tieck „Der Bayerische Hiesel“ und Volkslieder ein sowie Zitate aus Schillers „Die Räuber“. Mit seiner Bearbeitung des Hiasl-Stoffes bricht Seidel eine Lanze für die zeitlosen Werte Gleichheit, Freiheit, Brüderlichkeit.