Die Frau, die in einen Baum verwandelt wurde
Kvinnan som förvandlades till ett träd
Lisa Langseth
Aus dem Schwedischen von Hansjörg Betschart
Übersetzt von Hansjörg Betschart
1 D
Dafne arbeitet in einem Club, sagt sie. Sie wohnt bei einer Tante, sagt sie. Dafne sagt auch viel über ihren modischen Geschmack. Dafne spricht zu uns über ihr Leben. Wie sie einkauft. Welche Labels sie vorzieht. Wie sie ihr Leben betrachtet im vornehmen Stockholmer Vorort. Ihre Sprache ist rüde. Ihr Blick ist scharf. Ihre Einstellungen sind voller Zukunft. Als ein junger Architekt, der den Club umbauen soll, sie anbaggert, scheint ihr Leben eine neue Wendung zu nehmen. Da erfährt sie am nächsten Morgen einen Dämpfer. Sie belauscht im Club ein Gespräch über sie. Mit einem Mal hängt sie nun in der Luft, aus der die Schlösser waren, die sie sich herbeigeträumt hat. Dort bleibt sie dann auch. Mit einem Mal wird die Luft um sie herum dünn. Die Seifenblasen zerplatzen. Verzweifelt wirft sie sich einem anderen Mann an den Hals. Erst als sie wieder bei sich zu Hause ankommt, in der Siedlungsklitsche, am unteren Ende der Stadt, allein, versteht sie, dass sie diese Wohnung nie mehr verlassen will.
Eine weltgewandte junge Frau. Ein gewaltiges Luftschloss aus Eyeshadows, Facebook und Twitterglanz. In rüder, direkte Sprache gewinnt die Frau sofort den Zugang zum Publikum: Da träumt eine etwas vor, wovon die meisten träumen. Ein Gratisleben.
ÖEA: WIR.Jetzt! im theater prAEsent Innsbruck, November 2020
DEA frei!