Im Haus

Von Volker K. Geissler

3 D
4 H

Mit seiner in den neunziger Jahren des letzten Jahrhunderts angesiedelten "Physiologie" zeichnet Volker K. Geissler ein melancholisches, tristes, aber durchaus authentisches Bild der im buchstäblichen Sinne aussterbenden Familie. In diesem kleinbürgerlichen Familienpurgatorium versammelt sich die Familie Giesecke im Elternhaus.
Bernhard, der jüngste der drei Söhne, ist gerade aus Amerika zurückgekehrt, wo er sich vergeblich um ein Stipendium für seine vor dem Scheitern stehende Dissertation bemüht hat. Dieter und Christian wohnen mangels beruflichem Erfolg und lebensplanerischer Perspektiven ohnehin zu Hause. Mit den Eltern, einfachen Kleinbürgern, ist eine wirkliche Kommunikation nicht möglich: Die Eltern bewegen sich im Jargon der Einfachheit, die Söhne verlieren sich im Zynismus - Stillstand auf beiden Seiten. Wenige Monate später ist Christian an einer Überdosis gestorben. Aber auch angesichts des Todes kommen sich die Familienmitglieder nicht näher. Wo die Söhne scherzen oder Gleichnisse bemühen, da versagt das Verständnis ihrer Erzeuger. Erst als im letzten Akt die Eltern zu ihrem Alterssitz nach Mallorca aufbrechen, schleicht sich bittere Erkenntnis ein: "Sie sind weg und wir werden sterben." Auch die beiden überlebenden Söhne hängen am Ende an der Nadel ...
Volker K. Geissler ist mit diesem Debüt-Stück ein erschütternd realistisches Familiengemälde gelungen.