mein taubentraum

Von Ralf-G. Krolkiewicz

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Lene hat einen Arzt geholt, um herauszubekommen, warum ihr Mann Karl seit benahe zehn Jahren nicht mehr mit ihr redet. Sie lässt für den Arzt ihr gemeinsames Leben Revue passieren. Sie will herausfinden, warum Karl schweigt.
Karl war Funktionär in der DDR und wurde wegen seines Sohnes geschasst. Die Zeiten haben sich inzwischen gewendet, aber was bedeutet es in Schuld verstrickt zu sein, dem Vater geschadet und sich vom Kind losgesagt zu haben? Was bedeuten Karls Tränen beim Betrachten alter Fotos, was ist zu antworten auf die Fragen der Enkel nach sozialer Gerechtigkeit, nach Utopien im Zusammenbruch einer asozialen Gesellschaft, nach Zivilcourage. Wer schweigt, muss nicht antworten und so schweigt Karl beharrlich vor sich hin, zehn Jahre lang. Als seine Frau Lene droht, zu gehen, redet er. Aber sein Reden kommt zu spät.

UA am 09.09.2009