Morgens um 10 vor vier

(Le mattine dieci alla quattro)

Von Luca De Bei

1 D
2 H

Eine Bushaltestelle in einem heruntergekommenen Vorort einer Großstadt, 4 Uhr morgens: William, ein hübscher junger Mann und der Tscheche Stephan warten dort Tag für Tag auf den Bus, der sie in die Baufirma, die sie schwarz beschäftigt, bringen soll. Auch Ciranda ist auf dem Weg in die Arbeit, sie ist Reinigungskraft. Zwischen William und der jungen Frau, die zunächst ein Auge auf Stephan geworfen hatte, entwickelt sich allmählich eine zarte Liebe. In den Gesprächen der beiden kommt nach und nach ihre Lebensgeschichte, vor allem die Williams, zum Vorschein...
Gemeinsam beschließen William und Ciranda, die ärmlichen und hoffnungslosen Verhältnisse, aus denen sie stammen, hinter sich zu lassen. William will nicht wie sein Bruder als Drogendealer enden, Ciranda nicht als Go-Go-Girl - wie eine ihrer Freundinnen. Eines Tages jedoch verschwindet William spurlos, seine nahezu unkenntliche Leiche wird wenig später in den Feldern vor der Stadt aufgefunden. Sehr wahrscheinlich ist er bei einem Arbeitsunfall ums Leben gekommen, seine Firma hat die Leiche wohl entsorgt, um ihre kriminellen Machenschaften zu vertuschen...


Luca De Beis Le mattine dieci alla quattro besticht durch die kluge Dramaturgie, in der sich die individuelle Geschichte der genau gezeichneten Figuren erst langsam herauskristallisiert. Inhaltlich hat Luca De Bei ein zweifellos aktuelles Thema gewählt: Er veranschaulicht den gegenwärtigen Zustand der europäischen Sozialstaaten durch die Lebensgeschichten seiner Protagonisten und zeigt an deren Beispiel die Ausweglosigkeit des "abgehängten Prekariats", dessen Erwartung an das Leben innerhalb einer skrupellos agierenden und gewinnorientierten Gesellschaft kaum realisiert werden kann.

UA am 29.12.2009