Weil ich lieber sterben würde

Von Marisa Wendt

1 H

Der Starke, der Stabile, der Fels in der Brandung – so sieht sich André, so fühlt er sich wohl. Und was ist auch verkehrt daran, ein „echter“ Mann zu sein, solange man – wie André – einer von den Guten ist? Er ist nicht in die Fußstapfen seines prügelnden Vaters getreten, ist Polizist geworden, ein Beschützer, kein Täter – und ganz bestimmt kein Opfer.

Andrés Selbst- und Weltbild geraten ins Wanken, als seine Partnerin Jasmin ihm gegenüber gewalttätig wird. Anfangs sieht er darüber hinweg – schließlich ist er körperlich überlegen und mag Jasmin gerade wegen ihres Temperaments. Als Jasmin schwanger wird, eskaliert die Situation jedoch immer mehr. Gleichzeitig lässt André ein beruflicher Einsatz nicht los, bei dem er die Leiche einer Frau gefunden hat, die von ihrem eigenen Mann ermordet wurde. Er ist gefangen zwischen dem Versuch, sein Bild von Männlichkeit zusammenzuhalten, seiner Angst, wie sein Vater zu werden, und der Unfähigkeit, die eigenen Gefühle zu verstehen und Hilfe zu suchen. Sein innerer Druck entlädt sich an anderer Stelle, und er verliert zunehmend selbst die Kontrolle über seine Aggressionen …

WEIL ICH LIEBER STERBEN WÜRDE ist ein Stück über häusliche Gewalt an Männern, aber nicht nur. Es ist ein Text über Rollenbilder und Gewaltgenese und zeigt, dass Gewalt eine vielschichtige Dynamik ist, in der die Rollen keineswegs immer klar verteilt sind.