Belfast, 1974. Der Sechzehnjährige Ian, angeworben und radikalisiert durch die UVF, wirft eine Bombe in ein Pub und tötet alle Gäste, sechs Männer, Familienväter, die ein Spiel der Fußball-WM anschauen. Sechsunddreißig Jahre später treffen sich der Sohn eines der Opfer, Jimmy, und der Attentäter Ian in der gleichen Bar; wieder läuft ein Fußballspiel, Nordirland gegen Polen. Der einzige interessierte Zuschauer ist der polnische Barkeeper Robert: Als Ausländer ist er nicht direkt in den Nordirlandkonflikt involviert und mit seinen sechsunddreißig Jahren ist er zu jung, um die schlimmsten Auseinandersetzungen miterlebt zu haben. In der Gegenwart ist er allerdings der Bedrohte: Vor der Bar wartet ein Trupp gewaltbereiter Jugendlicher, die nach dem Sieg Nordirlands im Fußballspiel zum Angriff übergehen.
Zu einer tatsächlichen Aussöhnung zwischen Ian und Jimmy kommt es auch am Ende des Stücks nicht. Jedoch werden der Weg zum Trauma der beiden Protagonisten und die Konsequenzen daraus nachvollziehbar, ohne dass sich der Text mit der Motivation des Bombenwerfers gemein macht. Verstehen ist möglich, Verzeihen erwächst daraus nicht: „some good did come from it“, stellt Jimmy am Ende fest. „we met – we understand each other – that’s enough“
Owen McCaffertys Quietly erzählt vom Versuch, die Deutungshoheit über die eigene Identität zu behalten. Ein leises, tiefgründiges Stück über zwei Leben und das, was andere daraus gemacht haben.
McCaffertys Stück, das dieses Jahr in der englischen Originalinszenierung auf den Ruhrfestspielen zu sehen war, wurde von Michael Raab ins Deutsche übersetzt. Die Deutschsprachige Erstaufführung fand am 05.12.2014 am Staatstheater Nürnberg statt.