Am 07.09.2013 war die Neufassung der kleistschen Novelle erstmals in der Lutherischen Pfarrkirche in Marburg zu sehen. Regie führte Matthias Faltz. Der Intendant des Hessischen Landestheaters hat zusammen mit dem Dramaturgen Alexander Leiffheidt den Stoff über Gerechtigkeit, Unrechtsempfinden und den unumstößlichen Willen des Individuums neu für die Bühne bearbeitet und sind dem Grundgedanken des umfassenden Werks dabei treu geblieben.
"Ein Mensch, getrieben vom Gefühl, ungerecht behandelt worden zu sein, hat nichts mehr zu verlieren und wird sowohl unbeherrschbar als auch unberechenbar. Wenn Kohlhaas nicht mehr auf die Justiz hofft, sondern nur noch seinem Verlangen nach Gerechtigkeit folgt, tritt er aus dem System und hat dennoch unsere Sympathie. Der Zigeunerinnenepisode führt am Ende doch zu „Gerechtigkeit“ – Kohlhaas triumphiert ob des Zettels in seinem Besitz, die Zigeunerin hat ihm übernatürliche Macht verliehen und somit scheint er durch „höhere Mächte“ zu seinem Recht zu kommen. Fazit: Nichts ist sicher, die Welt ist und bleibt zerbrechlich.
Wesentlich erscheint uns, dass das Unentscheidbare keine vorübergehende Störung ist, sondern ein Dauerzustand – und dass Handeln trotzdem notwendig, ja, unabdingbar ist. Es geht also darum, den Zuschauer an keiner Stelle aus der Widersprüchlichkeit der Handlung zu entlassen."
(Matthias Faltz und Alexander Leiffheidt zu ihrer Neubearbeitung)