Der Held der westlichen Welt

(The Playboy of the Western World)

Von John Millington Synge

Übersetzt von Klaus Hemmerle

5 D
6 H

Was passiert, wenn ein Fremder, der seinen Vater erschlagen hat, auf der Flucht in einem kleinen irischen Dorf am Ende der Welt landet? Er befriedigt die Sehnsucht nach Abenteuer und Skandal und wird zum Helden. Die ungewohnte und unerwartete Anerkennung lässt ihn über sich hinaus wachsen. Was aber, wenn dann auf einmal der erschlagene Vater quicklebendig auftaucht?
Synge "behandelt nicht eine irische Eigenheit, sondern eine der Menschheit gemeinsame Schwäche, die Gewohnheit, kühne Schurken zu bewundern. - Die meisten Helden der Geschichte sind kühne Schurken." (Bernard Shaw, 1912)

"Demnach ist diese Komödie keine gesellschafts- oder moralkritische Satire, sondern ein Preisgesang auf die Leute von Mayo, samt ihren Schwächen. Sie leben so intensiv in der Phantasie, dass ein Vatermord, den sie nicht gesehen haben, für sie keine Realität besitzt, sondern sofort zur ruhmreichen Legende wird - der reale Vatermord, den sie sehen, ernüchtert sie, und schon greifen sie zum Strick, um den Mörder loszuwerden. Dies wird nicht bissig kritisch vorgetragen, sondern mit elementarem Humor erzählt." (G. Hensel, Spielplan, 1992)

"Für seine Inszenierung hat Klaus Hemmerle eine eigene Übersetzung erarbeitet. Sie weiß die Syngesche dramatische Sprache hellhörig ins Deutsche zu bringen - die ideale Prämisse für eine perfekte Inszenierung. Nach dem herzlichen langen Schlussapplaus zu urteilen, war es denn auch eine solche." (Rhein Neckar Zeitung, 03.03.98)

„Spuren von Zeitgenössischem lassen sich tatsächlich unschwer nachweisen. Frustration und mangelnder Selbstwert lässt die Menschheit schnell mit dem wohligen Schauer des Skandalösen ihre Helden in Bravo-Starschnitt Manier zusammenkleistern. Wie das geht, hat Synge in seiner ätzenden Gesellschaftskomödie schon vor über hundert Jahren vorgemacht. [...] Sosinka zelebriert das rasante Spiel solide, mit sanftem Komödienpinselstrich, nah dran an der irisch-katholischen Volksseele und mit viel Körperwärme zur Vorlage. Ein unterhaltsamer, boulevardesker Ansatz mit einem motivierten Ensemble, Kurzweil und ohne krampfhafte Provokationsgelüste.“ (Nürnberger Zeitung, 06.06.16)