Für seine Inszenierung "Leben und Tod König Richard III" 1972 am Deutschen Theater in Berlin (Ost) fertigte Wekwerth eine Neuübersetzung und eigene Bühnenfassung an. Noch heute gilt diese (und 1974 am Zürcher Schauspielhaus mit Helmut Lohner in der Hauptrolle) als legendär, da sie einen völlig neuen Umgang mit dem Stück begründete. Möglich wurde dies durch eine überraschende Entdeckung von Robert Weimann ("Shakespeare und die Tradition des Volkstheaters", 1967), der die Ursprünge der Dramen Shakespeares nicht in den Tragödien der Antike suchte, sondern in den 'mysteries', dem englischen Volkstheater. Demzufolge spielen Züge einer Volksfigur auch in "Richard III" eine Rolle, die ihren Ursprung in der Funktion des Vice (Laster), ähnlich dem Arlecchino des italienischen Volkstheaters, haben. Verkrüppelungen, Buckel und Klumpfuß waren die traditionellen Insignien des Vice, das nach Weimann drei Funktionen hatte: - als Prtagonist und Widersacher des helden; die Rolle des Intriganten und Manipulators zwischen den handelnden Personen und schließlich die jenseits des dramatischen Vorgangs stehende Funktion des respektlosen, distanzierenden Kommentators und Spielmeisters.
"Der Schauspieler kann auf diese Weise den 'Killer Richard' in der kräftigen Realität seiner Schreckensweise voll ausspielen ohn ihn zum psychiatrischen nosferatu machen zu müssen - und gleichzeitig vermittelt er als 'Spielmeister und Spaßmacher' den Blick, der über die Figur des schrecklichen Richard hinausgeht und die Schrecken des Feudalabsolutismus, der den Schrecken zur Lebensweise hat. So kann über Grausamkeiten gelacht werden. Und das Gelächter ist nicht ohne Grauen, denn man lacht über den Kommentar, nicht über die Tat.' (Manfred Wekwerth zu seiner Übersetzung)