„Die Langlebigen“ sind die Freiwilligen, die Retter:innen und Sanitäter:innen, die Verwundeten und die Verletzten. Es sind die Menschen, die aufgehört haben auf das Älterwerden zu achten. In einzelnen Geschichten beschreibt Oleksandr Seredin den Alltag während des andauernden Angriffskrieges. Seine facettenreichen Figuren begegnen sich am Küchentisch, bei der gemeinsamen Suche nach Verschütteten und im Schützengraben. Sie alle vereint eine Zeitwahrnehmung, die in überlebten Kriegstagen gemessen wird und sie zu Langlebigen werden ließ.
Seit Beginn des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine gibt es einen Riss zwischen dem, was war, und dem, was ist. Bachmut, einst die Stadt der Rosen und des Sekts ist heute eine der blutigsten Kriegsschauplätze. Mariupol, einst die pulsierende Kulturmetropole am Meer, liegt in Ruinen. Bevor der Krieg in den Himmel über der Ukraine gebracht wurde, wusste niemand wie ein Luftalarm klingt, sang niemand den Chor der Generatoren. Niemandwusste, wie man mit Toten spricht. Heute wissen es dort alle. Wie lebt man weiter? Wie die Hoffnung nicht verlieren und in eine bessere Zukunft blicken?
Eine Art Familiensaga: Einerseits ist da die Geschichte von Elena und Benjamin, in irgendeiner mittelgroßen Stadt der DDR in den 80er Jahren. Die Zerrissenheit zwischen Privatleben und dem Dienst für „Mutter Staat“ mündet schließlich in eine Tragödie, die das Kind des jungen Paares, Jaschka, ohne Eltern und in der Obhut der Großmutter zurücklässt. Gut 35 Jahre später ist die DDR Geschichte. Jaschka ist erwachsen und lebt ein eigenes Leben, das gegen die biographische Leerstelle verteidigt sein will. DAS HÄLT. FÜR IMMER erzählt nicht nur von einer vergessenen Vergangenheit, sondern anhand von nahbaren, vielschichtigen Figuren von einer gesamtdeutschen Gegenwart und Zukunft.
Werden Quallen aus dem Meer an den Strand gespült, verdunsten sie. Sie erregen aber kein Mitleid, da sie aussehen wie Plastiktüten. Natascha und Tatjana wurden aus der Ukraine nach Deutschland gespült, sie versuchen Halt zu finden zwischen den Wellen. Ein Mann im Taucheranzug will ihnen helfen, aber kann er sie vor dem Verdunsten retten? WELLEN ist das erste Stück des ukrainischen Dramatikers Oleksandr Seredin seit seiner Ankunft in Deutschland. Ein beeindruckender, konzentrierter Text über Krieg und Heimatlosigkeit.
Sechs Fuß unter der Erde trifft die soeben verstorbene Musiklehrerin Barbara auf den preußischen Gardisten Wilhelm und den Ostgoten Otto. Die zwei Herrenleichen weihen Barbara in ihre Situation ein: Sie sind zwar tot, existieren aber weiter und können durch den Verzehr von Insekten das Wissen anderer Toter in sich aufnehmen. Das muss Barbara erstmal verdauen, und bald stellen sich im Angesicht der Unsterblichkeit die Fragen nach Vergänglichkeit: Was behalten wir und was verschwindet? Und wer wählt aus, woran sich erinnert und was vergessen wird? Clemens Mädge verhandelt im morbiden Setting, unterhaltsam und mit liebevollen Figuren große Themen wie Erinnerungskultur und Freundschaft.
Der unerwartete Beginn einer Liebe, der ausufernde Streit um Besitz, Recht und Geld, das eigene körperliche Gebrechen sowie die erregende Freude am Streiten – in Tschechows Theaterstücken durchleben die Menschen ihre Leidenschaften, ihre Ängste und ihre Träume. Die Witwe Natalja Stepanowna sitzt nach dem Tod ihres Mannes einsam in ihrem Garten, hofft auf den Kontakt zu ihrem hochverschuldeten Nachbarn Iwan Wassiljewitsch Lomow. Beide suchen sehnsüchtig nach einem glücklichen Leben, nach der großen Liebe, stehen sich aber dabei selbst im Weg. Im Gespräch miteinander werden sie von sämtlichen Höhen und Tiefen der Gefühle durchgeschüttelt, bis alle Prinzipien über den Haufen geschmissen sind. Das gemeinsame Familienglück wird erstritten, bis die Korken knallen – oder der letzte Vorhang fällt.
Ein imposanter Tiger und ein prächtiges Streitross führen durch diese Geschichte, um einem indischen Märchenhelden zu weltweitem Ruhm zu verhelfen. Der Töpfer ist ein Held, wenngleich eher aus Versehen: Als er seinen Esel sucht, bezwingt er durch ein Missverständnis einen Tiger. Das spricht sich herum, und ehe er ablehnen kann, wird dem vermeintlich Tapferen eine Armee unterstellt. Am Ende verhindert er gar einen Krieg durch sein mangelndes Talent als Reiter. Warum das wahre Glück trotzdem an der Töpferscheibe zu finden ist und was ein verirrter Bananenbaum mit all dem zu tun hat, das erzählt diese witzige, temporeiche Bühnenadaption des indischen Volksmärchens.
IT-Spezialist Felix haust in seiner smarten Wohnung, geschützt gegen Viren und sonstige Zumutungen des Lebens. Die Welt vor seiner Tür erschreckt ihn. Als Miriam in sein Refugium einbricht, ist das schlimmer als jeder Hackerangriff. Sie soll die Rauchmelder kontrollieren. Aber unter Kontrolle hat Miriam überhaupt nichts, schon gar nicht ihr Leben. Nun bringt sie auch Felix’ Ordnung zum Einsturz. Das Chaos ist perfekt, als Felix’ Therapeutin auf den Plan tritt. Wer spielt jetzt gegen wen? Und wer gewinnt? Das Spiel! Karsten Laske hat eine turbulent-böse Komödie zum Thema Vereinzelung und Beziehungsunfähigkeit geschrieben. Eine Komödie vom Sieg der Fantasie über die schlecht gelaunte Gegenwart. Über Verbundensein in der Kreativität und das Leben im Jetzt.
Eigentlich fehlt es dem wohlhabenden Herrn Argan an nichts. Doch statt sein Leben zu genießen, kreisen seine Gedanken ständig um mögliche Krankheiten. Er zieht diverse Ärzte zu Rate und unterwirft sich den unmöglichsten Kuren und Heilsversprechungen. Selbst seine Tochter Angélique möchte er aus reinem Eigennutz mit dem jungen Arzt Thomas Diafoirus verheiraten. Doch Angélique ist in Cléante verliebt. Beide ersinnen einen raffinierten Plan, Argans Wahn in die richtigen Bahnen zu lenken. Molières letztes Theaterstück ist ein irrwitziger Kommentar auf die Hybris des Menschen und die Sehnsucht nach Unsterblichkeit.
Im Königreich der Rosen hat der Hofstaat nur eine einzige Aufgabe: die Prinzessin zu beschützen. In ihrer Nähe dürfen sich keine spitzen Gegenstände befinden. Das Rennen, Springen und sogar die Dornen der Rosen sind verboten. Man darf nichts, was auch nur ein bisschen Spaß machen könnte. Irgendwann reicht es der Prinzessin. Sie rennt in den geheimnisvollen und versperrten Turm. Was ihr dort widerfährt, verändert alles. Eine durchaus poetische Geschichte erzählt von drei Elementen eines erfüllten Lebens: der Wahrheit, der Schönheit und der Fülle.