Sechs neurotische Charaktere treffen aufeinander und versuchen einander zu lieben, so gut sie es eben können. Die einen idealisieren den anderen und hoffen, dass aus dem Geliebten ein Liebhaber wird, andere stehen ratlos einer verdrehten Wahrheit gegenüber. Und der Rest verzweifelt am Verlangen ernst genommen zu werden. Letztlich sehnt sich jeder, ob in der Rolle des Opfers oder des Täters, des Liebhabers oder der Geliebten, nach echten Gesprächen und ehrlicher Zuneigung.
Juana steht kurz vor dem Abschluss ihres Universum-29-Experiments. Sie hat im Keller ihres Elternhauses die ideale Umgebung für eine Überbevölkerung von Ratten geschaffen. Ohne Veränderungen in der Umgebung, mit unbegrenzten Ressourcen. Wenn alles gut geht, wird Juana ihr eigenes Universum im Elternhaus verlassen. Wird erwachsen, wird brennen. Ihrer Mutter erscheint es jedoch nahezu unmöglich, die Kinder gehen zu lassen und ihr Bruder Mai hat Strategien entwickelt, für immer als Kleinkind durchzugehen. Mit der Ankunft von Andrea verändern sich die Fliehkräfte im Haus. In DIE FEUERFESTEN erzählt die spanische Autorin Ruth Rubio vom Erwachsenwerden, vom Verlassen des eigenen Nestes, von den Grenzen der Ethik, und vom Sprung zur Reife, der fast unbeabsichtigt erfolgt, wie eine versehentliche Verbrennung. Mit schnellen Repliken, trockenem Witz und feiner Psychologie entwirft sie eine doppelte Versuchsanordnung über die Grenzen des Zusammenlebens. Als Mensch und als Ratte.
9,6 Milliarden US-Dollar. Das ist der Verlust, den die Ever Given jeden Tag verursachte, als das Schiff den Suezkanal blockierte. 9,6 Milliarden Dollar beträgt auch die Strafe, die der Ölkonzern Chevron nach jahrelanger Verschmutzung des Amazonas in Ecuador zahlen musste. 9,6 Milliarden. Mit so vielen Menschen werden wir im Jahr 2050 auf diesem Planeten sein. In einer Zeit, in der Ölkonzerne mehr für Anwälte ausgeben, um Bürger zum Schweigen zu bringen, als für ihre Umweltstrafen. In einer Zeit, in der Landwirte, die ihr Land gegen multinationale Konzerne verteidigen, selbst verklagt werden. In einer Zeit, in der Bürger, die handeln, verurteilt werden, während sich Täter von ihrer Schuld freikaufen. Zu diesem Zeitpunkt spricht eine Frau zu uns. Sie ergreift das Wort.
Jesus wird von Pontius Pilatus verurteilt, in Golgatha von Soldaten gekreuzigt und später in ein Felsengrab gebracht. Jesus aufersteht von den Toten, erscheint Maria Magdalena und seinen Jüngern. Doch nun beginnen die bekannten Abläufe aus dem Neuen Testament wieder von vorne: Jesus wird abermals mit Pontius Pilatus konfrontiert, muss abermals nach Golgatha, trifft wiederum Soldaten und Maria Magdalena. Nur diesmal ist alles etwas anders …
Lucie wächst in der Zeit der belgischen Kolonialherrschaft als Weiße im Kongo auf, fühlt sich aber von Kindheit an als Schwarze. Sie fordert das Recht, ihre Wurzeln und ihre Hautfarbe frei zu wählen, trotzig ein. Als Lucie als Jugendliche nach einer Vergewaltigung durch ihren Kindheitsfreund schwanger wird, muss sie ihre Tochter nach der Geburt abgeben und wird in ein Klosterinternat nach Belgien verbracht. Nach einer schwierigen Schul- und Studienzeit schafft sie es, ihre Tochter Félicité zu sich zu holen und sich in Belgien eine Existenz als Lehrerin aufzubauen. Dennoch fühlt sie sich weiterhin im falschen Land und „in der falschen Haut“ – eine Entwurzelung, die sich auch auf die heranwachsende Félicité auswirkt.
Wenn Schönheit ein Produkt ist, hat sie ein Ablaufdatum. Das merkt auch die böse Stiefmutter, als ihr der Spiegel erbarmungslos mitteilt: Schneewittchen ist tausendmal schöner (und zwanzig Jahre jünger)! Also muss Schneewittchen getötet und ihr Herz gegessen werden, das ist nur logisch. Genauso logisch wie die Investition in eine Karriere als Granfluencerin. Frau kann stattdessen natürlich auf ihre außergewöhnlichen kommunikativen Fähigkeiten setzen, um sich als rangniederstes Mitglied in eine Affenhorde einzufügen. SPIEGLEIN, SPIEGLEIN, HALTS MAUL, WIR MÜSSEN NACHDENKEN ist eine Studie über Schönheit und das Älterwerden, den male gaze, Mutterschaft und die weibliche Sexualität, basierend auf dem Comic Der Ursprung der Welt von Liv Strömquist.
Emily ist anders. Sie selbst kann damit umgehen, aber ihr Umfeld nicht: Ihre überforderte Mutter ist in einem buddhistischen Kloster in Thailand geblieben, eine Schuldirektorin vermutet häusliche Gewalt und eine Ärztin will Emily therapieren. Dabei ist Emily nicht krank, sondern sie hat einfach nur keine Gefühle. Und darüber kann Emily schon einige Geschichten erzählen, die meisten enden mit Ärger und Umzug. Jetzt steht Emily wieder vor einer neuen Klasse, in einer neuen Schule. Diesmal möchte sie etwas versuchen, was sie vorher noch nicht versucht hat, ein Experiment.
Der alte Jean Wagner ist tot – und hinterlässt seinen drei Kindern nichts als sein landwirtschaftliches Grundstück mitsamt in die Jahre gekommenem Bauernhof. So weit, so gewöhnlich. Die beiden älteren Wagner-Kinder Astrid und Alex wollen Hof und Grundstück zu Geld machen, einzig die jüngste Tochter Corinne wehrt sich gegen den Verkauf. Lieber zieht sie aus ihrer kleinen Stadtwohnung zurück ins Elternhaus, um das sie sich ohnehin in den Jahren zuvor als einziges der drei Kinder gekümmert hat. Aber dann steht eines Tages der Premierminister persönlich vor der Tür, um die Geschwister zum Verkauf zu überreden, zu einem horrenden Preis, versteht sich. Der Grund: Das weltweit führende Technologie-Unternehmen THE COMPANY hat Interesse an dem Grundstück gezeigt.
Der Boandlkramer soll den kleinen Maxl holen, verliebt sich aber dabei in dessen Mutter Gefi. Reichlich verwirrt – hat er doch noch nie Liebe gefühlt – lässt er den kleinen Maxl auf der Erde und schwindelt stattdessen den Betrüger und Säufer Gumberger ins Paradies. Fällt sein Trick dort oben noch nicht auf, wird es aber schwierig beim Pendant ganz unten. Der Teufel erkennt sofort seine Chance und verführt den Boandlkramer mit der Aussicht auf ein normales Leben auf der Erde. Der darf im Gegenzug niemand mehr ins Jenseits befördern. Die Abmachung gelingt, doch der Boandlkramer hätte es sich leichter vorgestellt, unter den Lebenden zu wandeln. Gefi hat für ihn so gar nichts über und trauert um ihren in Russland vermissten Anderl. Aus reiner Not will sie den Bürgermeistersohn Toni heiraten – dagegen hat aber wieder der kleine Maxl was einzuwenden, der immer noch an die Rückkehr seines Vaters glaubt. Mitten rein platzt nun der Boandlkramer mit seinen Avancen, die Situation spitzt sich zu und letztlich müssen himmlischer Rat und ein kleines Wunder helfen.
„Wenn man auf der richtigen Seite steht, dann ist alles gerechtfertigt“, sagt Monika Haeger und sieht darin die Legitimation auch für unmoralisches Handeln. Verrat, Betrug und Lüge sichern ihren Erfolg als inoffizielle Mitarbeiterin der Staatssicherheit. Was sie mit Stolz erfüllt im eifrigen Dienst für die aus ihrer Sicht gute Sache, stürzt andere ins Unglück. Das Stück erzählt anhand des Falls von Monika Haeger (1945–2006) DDR-Geschichte. Als Heimkind wurde Haeger auf sozialistischen Kurs gebracht, als treue DDR-Bürgerin und Stasi-Mitarbeiterin spioniert sie eine Frauengruppe um die Bürgerrechtlerin Bärbel Bohley aus. Haegers Arbeit führt zu Verhaftungen, Verhören, Gefängnisaufenthalten und anteilig sogar zu einer Ausbürgerung aus der DDR. Dieses Stück ist auch als eBook auf textbuehne.eu verfügbar.