Titularrat Jakow Petrowitsch Goljadkin will nie etwas falsch machen – trotzdem (oder gerade deshalb?) kommt er beruflich nicht voran. Auch bei Frauen hat er keinen Erfolg – seine Liebe zu Klara Olsufjewna bleibt ohne Erwiderung und spielt sich hauptsächlich in seiner Fantasie ab. Sein Leben ändert sich abrupt, als er während eines nächtlichen Spaziergangs auf seinen Doppelgänger trifft. Wer ist diese Person, die Goljadkin äußerlich aufs Haar gleicht und plötzlich auch in seiner Wohnung auf ihn wartet? Goljadkins anfängliche Versuche, sich mit dem Mann zu verbrüdern, bleiben erfolglos. Der Doppelgänger drängt sich gar als eine bessere Version seiner selbst in sein Leben und es beginnt ein grotesker Konkurrenzkampf.
Ein genialer Chirurg nimmt einen Straßenköter bei sich zu Hause auf und schafft aus ihm den „neuen Menschen“ – er pflanzt ihm Hirnanhangdrüse und Hoden eines schmierigen Kleinkriminellen ein. Der zum kommunistischen Genossen mutierte Tiermensch erweist sich aber bald nicht nur als echter Widerling: Gewissen- und verantwortungslos wie er ist, wird er zur Gefahr für alle. Er bleibt Tier, freilich in Menschengestalt, und erst die gewaltsame Rückoperation kann die Gesellschaft retten. Ein Text, böse und bissig wie kaum ein zweiter, schillernd vieldeutig und grandios geschrieben.
„Der Mond ist aufgegangen“ – und zumindest im bekannten Kinderlied ist nicht vorgesehen, dass er seinen Posten verlässt. Der Mond in diesem Stück will der Erwartung an ihn allerdings nicht mehr entsprechen, denn die Menschen behandeln ihn schlecht, beschießen ihn sogar! Als der Mond für einen Kurzurlaub auf die Erde rauscht, begegnet ihm Luna. Gemeinsam versuchen sie das fast Unmögliche: den Mond zu verstecken. Nach einer abenteuerlichen Reise durch die Nacht wird klar, dass der Mond zurückmuss, denn die Erde braucht ihn. Dank Luna sieht er nun ein paar Dinge anders, und das gilt auch umgekehrt.
Vater Löwenhaupt hat es nicht leicht. Der Kammersänger des städtischen Theaters will neben seinen Proben und dem Einsatz als Theater-Weihnachtsmann seiner Familie eine prächtige Bio-Gans zum Festtag servieren. Damit sie frisch und glücklich bleibt, soll sie ihre letzten Tage mit der Familie im Haus verbringen. Doch es kommt, wie es kommen muss: Seine Kinder gewinnen das Schnattertier sofort lieb und die älteste Tochter Elli ist als Veganerin sowieso strikt gegen einen Festtagsbraten. Ist eine saftige Weihnachtsgans wirklich mehr wert als die Freude der Kinder?
Ein Schiffsunglück trennt die Zwillinge Viola und Sebastian voneinander. An Land gerettet, beschließt Viola, als Knabe verkleidet und unter dem Namen Cesario in die Dienste des Herzogs Orsino zu treten. Dieser quält sich seit geraumer Zeit in der unerwiderten Liebe zur Gräfin Olivia. Der vermeintliche Cesario gewinnt schnell Orsinos Vertrauen und – unbeabsichtigt – Olivias Herz, während er selbst eher Gefallen am Herzog gefunden hat. Ebenfalls Interesse an Olivia hat Haushofmeister Malvolio, der die neuen Entwicklungen neidisch beobachtet – und dabei zum dankbaren Opfer eines Streichs wird. Die Verwirrung scheint komplett, als Sebastian, der ebenfalls gerettet wurde, kaum, dass er die Stadt betreten hat, für Cesario gehalten wird und sich mit dessen Neidern erst einmal (handgreiflich) auseinandersetzen muss. Das Verwirrspiel beginnt.
Catharina Margaretha Linck oder Anastasius, wie sie sich selbst nannte, war eine Frau, die als Mann verkleidet lebte, arbeitete und eine bescheidene Karriere in der Armee machte. Sie war verheiratet mit einer Frau, und wurde wegen Unzucht 1721 hingerichtet. Basierend auf dem Buch IN MÄNNERKLEIDERN von Angelika Steidele schrieb Marcus Everding dieses Theaterstück für das Nordharzer Städtebundtheater. Ein Stück über eine Frau, die frei und selbstbestimmt leben wollte, und dafür zum Mann werden musste.
David hat seit seiner Geburt schwere Behinderungen und ist auf ständige Betreuung angewiesen. Davids Pfleger Olli sagt: Anderswo ist es schlimmer. Seine Mutter Regina sagt: David braucht eine gewohnte Umgebung, und er braucht mich. Als Reginas Lebensgefährte Michael ein Jobangebot in Peru erhält, weiß Regina nicht, wie sie damit umgehen soll. Die Freundinnen sagen: Regina, denk doch auch mal an dich. Und Regina findet kaum mehr die Kraft, die Kühlschranktür zu öffnen.
Zwei Familien, die Haustür an Haustür wohnen, deren Söhne gemeinsam zur Schule gehen, erleben, wie sich ihr Alltag verändert, nachdem eine rechtspopulistische Partei zunächst die Wahlen gewonnen hat und nun allmählich beginnt, die Gesellschaft umzubauen. Der Riss, der durch die Gesellschaft geht, wird auch in der Nachbarschaft, und dem privaten wie beruflichen Umfeld der Familien sichtbar. Der Alltag verändert sich und die Beziehungen werden auf die Probe gestellt.
Die beiden ungleichen Schwestern Ines und Emilie treffen nach langer Zeit wieder aufeinander. Während die eine Karriere als Künstlerin gemacht hat, kümmerte sich die andere um die kranke Mutter und blieb zurück in Europa. Jetzt lädt Emilie ihre jüngere Schwester zu einer gemeinsamen Reise in die Schweiz ein. Widerstrebend willigt Ines ein. Erst am Ziel, einem geheimnisvollen Anwesen inmitten einer abgelegenen Waldlichtung, erfährt sie, dass Emilie sterbenskrank ist und aus dem Leben scheiden will. Wenige Tage bleiben den Schwestern nur, um sich mit ihrer Vergangenheit auseinanderzusetzen. Auf der Basis ihres gleichnamigen Drehbuchs, das mit Alicia Vikander, Eva Green und Charlotte Rampling in den Hauptrollen verfilmt wurde, hat Lisa Langseth ein existentielles Drama über Familie, das Leben und unseren Umgang mit seiner Vergänglichkeit geschrieben.
Alice, genannt Ali, ist gemeinsam mit ihrem Streicherensemble auf Einladung eines deutschen Kulturinstituts auf Gastspielreise in Gaza, am nächsten Tag soll ihr großes Konzert sein. Ali ist überzeugt, dass Kunst und Kultur Menschen zusammenbringen und Konflikte befrieden können. Doch als der israelisch-palästinensische Konflikt plötzlich hautnah erlebbar wird und Luftangriffe auf Gaza geflogen werden, flieht das Ensemble Hals über Kopf nach Deutschland – und lässt Ali zurück. Statt zu verzweifeln, versucht es Ali auf eigene Faust: Sie will spielen, für den Frieden, für die Menschen. Dabei gerät sie zwischen die Fronten: Was ist falsch, was richtig in diesem Konflikt?